Kyiv (Kiew, Київ)

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Name

Es gibt viele Varianten, den Stadtnamen zu schreiben – Київ (Kyiv) ist der ukrainische Name und wird dementsprechend in offiziellen Dokumenten und von den Ukrainern benutzt. Die internationale (englische) Schreibweise lautet „Kiev“ – jene leitet sich vom russischen Namen Киев ab, was wiederum die deutsche Schreibweise „Kiew“ erklärt. Andere Variationen sind „Kijev“ und „Kijóv“.

Lage

Kiew liegt im nördlichen Zentrum der Ukraine beidseits des Flusses Dnepr. Auf Ukrainisch wird der Fluss Дніпро (Dnipro) genannt, ist hier aber unter dem russischen Namen Dnjepr bzw. Dnepr bekannt. Der Fluss entspringt in Russland in der Nähe von Smolensk, durchfliesst Weissrussland und mündet schliesslich bei Tscherson, westlich der Krim, in das Schwarze Meer. Er teilt sowohl die Ukraine als auch die Hauptstadt Kiew in West und Ost, wobei sich der historische Stadtkern auf die Hügel entlang des Ufers konzentriert. Vor und hinter Kiew ist der Dnjepr meistens aufgestaut und sehr, sehr breit.

Blick auf den Dnipro (Dnjepr) von der Westseite. Hinter dem Fluss startet eine nahezu endlose Ebene
Blick auf den Dnipro (Dnjepr) von der Westseite.
Hinter dem Fluss startet eine nahezu endlose Ebene

In Kiew ist er mit weniger als einem Kilometer relativ schmal – allerdings kann man aufgrund der vielen Inseln seine Breite nicht ganz ermessen. Ca. 90 km flussaufwärts von Kiew befindet sich Tschernobyl, 350 km flussabwärts Dnepropetrowsk, die drittgrösste Stadt des Landes.

Einwohner

Die Stadt hat nunmehr rund 3 Millionen Einwohner und ist in jeglicher Hinsicht die Hauptstadt der Ukraine.

Geschichte

Kiew hat eine rund 1500 Jahre alte Geschichte – zur Zeiten der von Wikingern gegründeten Kiewer Rus war diese Stadt die „Mutter der Städte“. Gegen Ende des 5. Jhd. gegründet, war Kiew im frühen Mittelalter die wichtigste Stadt zwischen Skandinavien und Byzanz – schliesslich lag sie am Wasserweg, der beide verband. In der 988 u.Z. beginnenden, von Byzanz ausgehenden Christianisierung der Kiewer Rus, spielte Kiew die zentrale Rolle. Ab 1169 ging es jedoch bergab mit der Kiewer Rus, und von da an spielte Moskau die wichtigste Rolle. 1240 wurde die Stadt von den Mongolen dem Erdboden gleichgemacht und erreichte nie mehr die alte Bedeutung. Wer mehr darüber lesen möchte, kann bei http://www.uni-mainz.de/~troeb000/, einer Homepage über die Kiewer Rus, vorbeischauen.

Anreise

Kiew ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in der Ukraine – mit dem grössten Flughafen des Landes und einer Reihe nationaler und internationaler Zugverbindungen. Es gibt etliche Züge in alle Nachbarländer – die meisten fahren jedoch nach Russland. Nationale Züge fahren nach Odessa (600 km, 10 Stunden, rund € 7 im Abteil), Dnepropetrowsk (520 km, 6 bis 12 Stunden, ab € 6 im Abteil) sowie nach L’viv (Lvov) (540 km, 11 Stunden, ab € 7). Eine Fahrkarte von bzw. nach Berlin kostet rund € 100 (einfach, eine Person), inkl. Schlafwagengebühr. Mehr dazu siehe Reiseinfos Ukraine.

Sehenswertes

Kiev Passashirsky – Hauptbahnhof Kiew

Kiew Passashirskii, kurz Kiew Pass, ist der Hauptbahnhof der Stadt und Ankunftspunkt für alle Zugreisenden. Er besteht aus dem alten, grossen Ostgebäude mit dem Bahnhofsvorplatz und dem sehr modernen Westteil. Vor dem Westgebäude begrüsst einen sofort eine schöne orthodoxe Kirche. Das Zentrum und die U-Bahn-Station sowie die Taxis befinden sich vor dem Ostgebäude. Fahrkarten kann man in beiden kaufen. Es gibt viele Wartesäle und Kioske im Verbindungstrakt. Im Westgebäude gibt es ukrainisches Fast Food – unbedingt vermeiden!!! Westlich des Bahnhofs beginnen grosse Wohngebiete. Das Zentrum Kiews ist drei Metrostationen entfernt – zu Fuss würde das ziemlich lange dauern.

Майдан Незалежності (Maidan Nesaleshnosti – Platz der Unabhängigkeit)

Der Maidan Nesaleshnosti, zu deutsch der „Platz der Unabhängigkeit“, befindet sich mitten im Zentrum und wird umrahmt von zahlreichen alten Häusern, die leider nahezu vollständig mit Werbung „verziert“ wurden (siehe Photo rechts). Die Häuser scheinen fast alle aus der Stalinzeit zu kommen, passen aber irgendwie zu diesem Platz. Des weiteren gibt es zahlreiche Springbrunnen, Treppen und eine grosse Gedenksäule – ein schöner Platz zum Bummeln und dementsprechend stets sehr belebt. Direkt an dem Platz gibt es eine gleichnamige U-Bahn-Station.

Unabhängigkeitsplatz im Zentrum von Kiew
Unabhängigkeitsplatz („Maidan“) im Zentrum von Kiew

вул. Хрещатик (Khreschatyk)

Von Nord nach Süd durchzieht die Khreschatyk Chreschtschatik-Strasse den Platz. Diese breite Strasse ist die Prachtstrasse der Stadt – gesäumt von, Banken, Büros, teuren Geschäften und Restaurants, der Post und anderen essentiellen Einrichtungen. Läuft man diese Strasse Richtung Norden, kommt man in die grünen Hügel entlang des Dnepr.

Парк Володимирська Гірка (Volodymyrska Hirka-Park)

Der westliche Teil dieser grünen Lunge der Stadt ist der Wolodimirska Hirka-Park. Von diesen Hügeln hat man einen sehr schönen Überblick auf die Stadt und kann beim spazierengehen den Lärm derselbigen hinter sich lassen. In diesem Park, auf einem Hügel, der die Dnepr überblickt, findet man die folgende Sehenswürdigkeit:

Памятник Князя Володимира (Pamyatnik Knyaza Volodimira – Denkmal des heiligen Wolodimir)

Der Fürst Wolodimir (bzw. Wladimir, wie man ihn hier nennt) erklärte 988 u.Z. das Christentum zur Staatsreligion und übte somit einen enormen Einfluss auf die ostslawische Welt aus. Er war zu jener Zeit auch erfolgreich im Bekämpfen von Reitervölkern, die in die Kiewer Rus einzufallen versuchten. Angeblich wurden die Kiewer damals zur Dnepr getrieben und (zumindest teilweise) zwangsgetauft. Um zu dieser Stelle zu kommen, muss man die Chreschtschatik-Strasse (siehe oben) entlanglaufen – „Chreschtschatik“ bedeutet übrigens nichts weiter als „Taufe“. Neben dem Denkmal befindet sich in jenem Park auch eine Seilbahn. Diese führt zu einem der schönsten Klöster der Stadt:

Свято Михайлівський Золотоверхий Монастир (Svyato Mihailivskii Zolotoverchii Monastir – Michael-Kloster)

Michael-Kloster
Michael-Kloster

Michael-Kloster (auch Michail-Kloster, der volle Name lautet „Swjato Michailiwskii Solotowerchii Monastir„) sticht aufgrund seiner Farben sofort ins Auge: Ein himmelblaues Hauptgebäude mit goldenen Kuppeln und einigen weissen Elementen – bei blauem Himmel ein grandioser Anblick. Teile des Klosters stammen aus dem 18. Jahrhundert. Leider wurde die Anlage im Zuge des „Krieges“ gegen die Religion in der Sowjetunion im Jahre 1936 zerstört. Sie konnte erst 1997/98 wieder aufgebaut werden. Sowohl das Hauptgebäude als auch der Glockenturm sind interessant. Leider darf man im Inneren keine Photos machen. Das Kloster beherbergt auch ein Geschichtsmuseum.

Hl. Michael-Kloster im Zentrum - eine grandiose Kombination aus Azurblau, Gold und Weiss.
Hl. Michael-Kloster im Zentrum –
eine grandiose Kombination aus Azurblau, Gold und Weiss.

пл. Михайлівська
(pl. Mihailivska – Michail-Platz)

Michail-platz wieder – einem langgezogenen, breiten Platz. An diesem Platz befindet sich auch das Ukrainische Historische Museum, zahlreiche alte wie neue Gebäude und ein grosses Reiterdenkmal – ein Heldendenkmal der Kosacken, genauer gesagt von Bogdan Khmelnizki, der gegen die Polen kämpfte – dazu verbündete er sich allerdings mit den Russen, und damit war es mit der Unabhängigkeit der Ukraine geschehen.

Der Michail-platz im Herzen der Stadt
Der Michail-platz im Herzen der Stadt

Софійський Собор (Sofiiskii Sobor – Sophienkirche)

Besonders beeindruckend ist der Kontrast zwischen dem blau-goldenen Michailkloster auf der Nordseite und der grün-weissen Sophienkirche (oft auch als Sophia-Kathedrale bezeichnet). Dieser Bau wurde bereits im Jahre 1037 errichtet und ist damit die älteste Kirche der Hauptstadt.

Sophienkirche
Sophienkirche

Da sie den Hauptsitz der Kirche in der Kiewer Rus darstellte, bekam sie ihren Namen von der damals ebenfalls sehr wichtigen Hagia Sophia in Istanbul, damals Byzanz. Was man jetzt sieht, stammt aus dem 17. Jhd. und ist im sogenannten ukrainischen Barock gestaltet worden. Im Inneren gibt es zahlreiche originale (aus dem 11. Jhd.) Fresken und Mosaike. Von aussen wie von innen ist die Sophienkirche ein echtes Highlight. Eintritt kostet 10 Griwna, eine Photoerlaubnis kostet extra, und zwar 20 Griwna – eine echte Unsitte in der Ukraine.

Андріївський Узвіз (Andreas-Gasse)

Läuft man von der Sophienkirche links am grossen Platz vorbei, kommt man schnell zur Andreas-Gasse, auf ukrainisch Andrijiwskii Uswis. Wobei Gasse nicht ganz korrekt ist – es ist eine steile Strasse. Entlang der Strasse befinden sich zahlreiche (kommerzielle) Gallerien und unzählige Strassenhändler, die besonders Kunstgegenstände, aber auch allerlei Nippes verkaufen. Viele der Bilder sind einfach nur kitschig, aber es gibt auch wirklich interessante Gemälde. Auch kunstvolle Schachbretter u.v.m. kann man hier finden.

Andreas-Gasse - eine steile Strasse mit unzähligen Gallerien und Souvenirshops usw.
Andreas-Gasse – eine steile Strasse mit
unzähligen Gallerien und Souvenirshops usw.

Андріївська Церква (Andreas-Kirche)

Auf halbem Wege befindet sich die barocke Andreas-Kirche, die über dem Basar thront. Ihre eigenartige Kuppelfarbe (eine Art Türkis) lässt sie von weiten erkennen. Sie wurde 1749 zu Ehren Katherina der Grossen errichtet und jüngst restauriert. Der Baumeister war ein Italiener (Bartolomo Francesco Rastrelli) – er verhalf der St. Petersburger Eremitage schon zu ihrem heutigen Glanz. Beeindruckend in der Andreas-Kirche ist der grosse Ikonostas. Eintritt kostet 10 Griwna und Photoerlaubnis – genau! 20 Griwna.

Die barocke Andreaskirche - gebaut 1749 und Katherina der Grossen gewidmet
Die barocke Andreaskirche – gebaut 1749
und Katherina der Grossen gewidmet

Парк Вічної Слави (Park vichnoi Slavi)

Läuft man immer entlang des Dnepr Richtung Südosten, kommt man zum Park Witschnoji Slawi, dem Park des höchsten Ruhmes. Inmitten dieses hoch gelegenen Parkes befindet sich ein obeliskförmiger Kenotaph, der den Kriegstoten gewidmet ist. Am 9. Mai, dem Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus, ist hier die Hölle los – unzählige Veteranen und Angehörige, die in Massen Blumen niederlegen.

Ein hochdekorierter Kriegsveteran am 9. Mai, dem Tag der Befreiung (ein Feiertag in der Ukraine)
Ein hochdekorierter Kriegsveteran am 9. Mai,
dem Tag der Befreiung (ein Feiertag in der Ukraine)

Києво-Печерська Лавра (Kiewer Höhlenkloster)

Direkt daran anschliessend befindet sich das berühmte Höhlenkloster, auf ukrainisch Kijewo-Petscherska Lawra. Das Kloster befindet sich im Stadtteil Petschersk – einem der ältesten Bezirke Kiews. Die gesamte Anlage ist immerhin 28 Hektar gross. Das Dnepr-Ufer ist hier hügelig und von Höhlen durchzogen – daher der Name. Die Geschichte des Klosters begann auch durch Höhlen, in denen seit 1051 Mönche lebten.

Das grandiose, jüngst rekonstruierte und sehr grosse Felsenkloster zu Kiew
Das grandiose, jüngst rekonstruierte und sehr grosse
Felsenkloster zu Kiew

Heute ist das Areal eine grosse, lose Ansammlung zahlreicher Kirchen und Klostergebäude. Zu Sowjetzeiten war das Areal zweckentfremdet als Kulturhsitorisches Bauensemble respektive Museum genutzt worden. Seit 1988 wurde das Kloster wieder seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt und ist heuer ein Wallfahrtsort russisch-orthodoxer Gläubiger. Im Mittelpunkt befindet sich die Uspenski-Kathedrale (siehe Photo), von der lange Zeit behauptet wurde, dass die deutsche Armee sie gesprengt hatte – neue Erkenntnisse besagen jedoch, dass es die Rote Armee war. Sie wurde erst kürzlich wieder aufgebaut.

Rund um die Kathedrale befinden sich einige Museen – so ein Buch- und Buchdruckmuseum sowie ein Theater-, Musik- und Kinomuseum. Das Kloster hat sogar eine umfangreiche Homepage – allerdings nur auf Russisch und Ukrainisch: http://www.lavra.kiev.ua/.

Wunderschöne, perfekt restaurierte Kirchen im Kloster
Wunderschöne, perfekt restaurierte Kirchen im Kloster

Innerhalb der Anlage befinden sich die Печери Petscheri, auf deutsch einfach nur „Höhlen“. In diesen dunklen, verwinkelten Gängen, von denen es die „nahen Höhlen“ und die „fernen Höhlen“ gibt (die ersteren sind 1.5 km, letztere 300 m lang), sieht man zahlreiche Nischen, in denen sich Glassärge befinden. Darin wiederum liegen Mumien (die allerdings komplett in weisses Tuch gekleidet sind). Dies ist ein Wallfahrtsort, und das merkt man – Pilger ziehen inbrünstig betend an den Nischen vorbei. Für Touristen ist ein kleiner Teil zugänglich – allerdings merkt man sofort, dass man die Atmosphäre stört.

Родина Мать (Rodina Mat‘ – Mutter Heimat)

Rodina Mat' - Mutter Heimat
Rodina Mat‘ – Mutter Heimat

An das Kloster schliesst sich das Nationalmuseum der Geschichte des Grossen Vaterländischen Krieges an. Das Areal ist ziemlich gross. Unübersehbar ist die Statue Rodina Mat‘, auf Deustch Mutter Heimat. Die Statue ist gute 100 Meter hoch und erinnert an den Kampf gegen Hitlerdeutschland. Die gute Frau hat auch mindestens zwei Schwestern – nämlich Mutter Georgien in Tbilissi und Mutter Armenien in Jerevan. Ja, Mutterliebe wurde in der Sowjetunion gross geschrieben!

Übernachtung

Wer nächtens aus Berlin mit dem Zug in Kiew eintrifft, hat schlechte Karten – in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof gibt es kein Hotel; Metro fährt auch nicht mehr. Im Bahnhof gibt es angeblich ein Hotel, scheint aber teuer zu sein. Und eine Information gibt es auch nicht. Ein Taxifahrer fragt, ob wir eine Unterkunft suchen. Und wieviel wir bereit sind zu zahlen. Ich sage „maximal 200 Griwna zu zweit“. Das „maximal“ hätte ich mir sparen können. Jedenfalls vermittelte er uns eine schöne, grosse Wohnung mit allem, was das Herz begehrt, in Bahnhofsnähe. Natürlich für 200 (ca. 35 Euro). Da aber die Wohnung okay war und sämtliche Kiewer Hotels in unserem Reiseführer mehr als 300 kosteten, war der Preis in Ordnung.

Die Wohnung lag rund 10 Minuten zu Fuss entfernt vom Südausgang des Hauptbahnhofs. Das Apartment war blitzsauber, hatte zwei Zimmer, Küche, Bad und so weiter. Eine Bushaltestelle ist auch nicht weit. Der einzige Nachteil schien zu sein, dass es kein brauchbares Restaurant in Laufweite gab. Wir telefonierten am letzten Tag noch mit der Besitzerin, und sie sagte uns, dass man sie auch direkt kontaktieren kann:

Adresse: Kavkazkaya 12 kv. 5/29
Tel.:(044)-451-59-66
(Natalja Fjodorowna) – Achtung, Deutsch und Englisch werden nicht gesprochen.

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