Bukarest (Bucureşti)

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Name

Bucuresti auf Rumänisch, das „s“ mit Häkchen (siehe rechts oben) wird wie „sch“ gesprochen. Auf Deutsch „Bukarest“, ansonsten „Bucharest“ geschrieben. Leitet sich einer Sage nach von einem Schäfer ab, der hier einst lebte und Bucur genannt war – was soviel bedeutet wie „Freude“. Er gründete angeblich auch die Stadt. Seine Enkel hiessen „Bucuresti“ und schon war der Name fertig.

Lage

Zwischen Donau und Karpaten – mitten in der Wallachei. Wallachei – das bedeutet sanfte Hügel und hier und da kleinere Seen und Flüsse – in Bukarest der unscheinbare Dâmbovita-Fluss.

Einwohner

Ca. 2.3 Millionen und damit mit Abstand die grösste Stadt Rumäniens.

Stadtbild

Bukarest wurde Anfang des 19. Jhd. oft als Paris des Ostens bezeichnet. Nun ja. Die Zeiten sind vorbei. Der Vergleich fusste auf die breiten, baumgesäumten Boulevards und schönen Häuser. Ja, solche Ecken gibt es noch immer, doch Bukarest ist vielerorts einfach nur ein versmogtes, dreckiges Chaos mit lebensbedrohendem Verkehr – wenn die Ampel auf Grün springt, hat das hier rein gar nichts zu sagen – Fussgänger sind Freiwild. Survival of the fittest heisst das anderswo.

Hunde...überall Hunde!
Hunde…überall Hunde!

Die Stadt lässt sich in verschiedene Bereiche gliedern – es gibt so etwas wie eine Altstadt zwischen der Staatlichen Oper, dem Platz der Revolution, dem Cismigiu-Park und dem Platz der Vereinigung (Piata Unirii). Der Altstadtbereich ist momentan schwer unter Bearbeitung. Es tut sich viel, und in ein paar Jahren dürfte ein Bummel durch die Altstadt sehr interessant sein. Immer mehr Boutiquen und feine Restaurants schiessen aus dem Boden und künden vom Aufbruch.

Im Süden und auch im Norden schliesst sich der Städtebauliche Wahnsinn à la Ceauşescu an. Gigantomanie pur. Mehr dazu unten. Des weiteren triste, graue und schmutzige Rand- und Vorstädte. Die beginnen bereits kurz hinter dem Gara du Nord, dem Nordbahnhof. Angeblich gibt es Leute, die Bukarest lieben – bei der jetzigen Verfassung der Stadt kaum vorstellbar. Wahr ist allerdings, dass sich sehr viel tut und die Stadt durchaus ihr Potential hat.

Zum Stadtbild gehören unzählige streunende Hunde jeglicher Couleur – dick, dünn, gross, klein, bunt, grau, manchmal auch dreibeinig und oft in Rudeln. Die Flohfänger haben aber in der Regel grossen Respekt vor Zweibeinern und liegen entweder apathisch da oder laufen weg.

Geschichte

Vom oben bereits beschriebenen Schäfer Bucur gegründet, wurde Bukarest während der Regentschaft von Vlad Tepes zur Hauptstadt der Wallachei erkoren. Hauptstadt Rumäniens wurde die Stadt allerdings erst 1862. Die Stadt entwickelte sich soweit auch ganz prächtig, bis Ceauşescu der Meinung war, aberwitzige Stadtplanung betreiben zu müssen. Ganze Wohnviertel fielen der stalinistisch angehauchten Stadtplanung zum Opfer (deshalb wohl auch die vielen Hunde, die wohl oder übel laufen gelassen wurden). Ersetzt wurden sie durch sehr breite (und dennoch verstopfte) Strassen und gigantische Paläste. Hier und da blieb noch eine orthodoxe Kirche stehen und erinnert den Besucher daran, dass er nicht in Russland sondern auf dem Balkan ist.

In der Revolution 1989 spielte Bukarest eine grosse Rolle – inklusive schwerer Kämpfe in der Hauptstadt und wütenden Bergarbeitern, die zwei Mal in die Stadt einzumarschieren drohten. Heute ist Bukarest eine aufstrebende Stadt und Gradmesser der langsam erstarkenden Wirtschaft, doch wie andere Hauptstädte auch ist Bukarest nicht unbedingt repräsentativ für den Rest des Landes.

Anreise

Siehe Reisetipps Rumänien. Die meisten Fernzüge kommen im Gara du Nord, wenige Kilometer westlich der Altstadt, an. Die Sicherheit rund um den Bahnhof herum ist zweifelhaft. Es gibt noch andere, für den Nahverkehr relevante Bahnhöfe wie z.B. den Gara Basarab (Bessarabischer Bahnhof), von dem lokale Züge nach Westen und Süden fahren – interessant für die, die nach Bulgarien wollen aber nicht mit dem Schnellzug fahren. Der Gara Basarab ist leicht zu finden – vom Gara du Nord einfach auf der linken Seite die Schienen entlang laufen.

Gara du Nord - Hauptbahnhof Bukarests
Gara du Nord – Hauptbahnhof Bukarests

Einer der sinnvolleren Projekte Ceauşescu’s war die Metrou (U-Bahn) der Stadt – es gibt drei Linien. Die U-Bahn ist modern und schnell und kostet 8’000 Lei – damit kann man zwei Mal fahren. Ansonsten gibt es freilich noch Trolleybusse, Strassenbahnen und Busse.

Sicherheit

Oft ist gerade in Bukarest die Rede von falschen Polizisten, Betrug und Diebstahl im Bahnhof usw. Normalerweise sollten aber die üblichen Verhaltensregeln ausreichen – auf der Strasse niemandem Pass oder Portemonnaie zeigen und bei Polizisten darauf bestehen, wenn überhaupt, dann nur auf der Wache befragt zu werden. Sowie bei Taxis auf ein eingebautes und funktionierendes Taxameter achten.

Sicher ist jedoch, dass die Gegend um den Gara du Nord unsicher ist!!!
Gruppen von Lack schnüffelnden Jugendlichen ziehen umher (mit eigenen Augen gesehen) und laden nicht gerade zu einem nächtlichen Spaziergang in der Bahnhofsgegend ein.

Sehenswertes

In Bukarest gibt es nicht sehr viele Sehenswürdigkeiten – wohl deshalb, weil vieles der sozialistischen Stadtplanung zum Opfer fiel. Zu den bekannteren Objekten zählt zum Beispiel der Arcul de Triumf (Triumphbogen) im Norden der Stadt – errichtet zu Ehren des Triumphes im Ersten Weltkrieg.

Typischer Strassenzug in Bukarest
Typischer Strassenzug in Bukarest

Weitere historische Bauten beinhalten die Catedrala Patriarhalâ (Erzbischofkathedrale) oder die Curtea Veche (Ruine des alten Königspalastes). Was sich jedoch eher ins Gedächtnis prägt, sind Anblicke wie die auf dem Photo rechts: Totales Verkehrschaos, sehr enge oder sehr breite Strassen, sich abwechselnde alte, verfallende Häuser und neue, nichtssagende Gebäude, dazwischen oftmals Lücken, in denen der Wildwuchs wuchert. Bei Regen sieht das natürlich noch viel trostloser aus. Solche Ecken findet man freilich auch hier mancherortens, aber Bukarest besteht nahezu vollständig aus solcherlei Ansichten.

Bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt dürfte wohl die Casa Poporului (Palast des Volkes) sein. Heute „Palast des Parlaments“ genannt, dominiert dieses gigantische Gebilde den Süden der Stadt. Nebenan gibt es einen grossen, leeren Park und rundherum eine lange Mauer, damit das Volk auch ja nicht in seinen Palast kann. 1984 kam Ceauşescu auf die Idee, dieses Monstrum zu bauen. Gesagt, getan. 20’000 Arbeiter folgten den Zeichnungen von 700 Architekten – die Chefarchitektin war eine blutjunge Anfängerin (damals wohl um die 25 Jahre alt, dies war auch ihr erster Auftrag), was man jedoch dem Bau nicht ansieht – man kann sagen, was man will, aber er ist schon eine architektonische Leistung.

Seiteneingang (!) des Palastes des Volkes
Seiteneingang (!) des Palastes des Volkes

1989, also im Jahr des Sturzes Ceauşescus, waren ca. 70% vollendet. Es gab nach der Revolution Stimmen, die den Abriss forderten – aber da das sinnlos wäre, beschied man, den Bau zu vollenden – allerdings gemächlicher. Heute sind rund 90 % vollendet. Verwendet werden und wurden, von technischer Ausstattung abgesehen, ausschliesslich rumänische Materialien – darunter tonnenweise feinster Marmor in unterschiedlichsten Farben sowie viel Kristall für dutzende Lüster. Der Palast ist flächenmässig gesehen der zweitgrösste Bau der Welt – Nr. 1 ist das Pentagon. Vom Volumen her ist es das drittgrösste – nach Pentagon und…irgendwas anderem. Heuer wird es für Kongresse und durch die Regierung genutzt. Eine kleine Anekdote liess die nette Dame, die uns herumführte, noch blicken: An der Frontseite gibt es einen grossen, prunkvollen Balkon, davor ein grosser Platz. Ceauşescu wollte von dort zum Volk sprechen – allerdings kam ihm das fliegende Exekutionskommando zuvor. Der einzige, der später dann von diesem Balkon einmal sprechen sollte, war Michael Jackson – der die Massen mit einem herzhaften „Hello BUDAPEST“ begrüsst haben soll.

Anreise:  Mit der Metro bis zur Station Izvor oder mit Bus/Bahn zum Piata Unirii und den Rest laufen. Besucher können nur durch den Südeingang, genauer genommen den rechten Südeingang.

Eintritt: für Ausländer 100’000 Lei (gut drei Euro, für Rumänen 50’000 Lei, Studenten 30’000 Lei), Photoerlaubnis kostet nochmal 90’000 Lei. Für das Geld gibt’s aber immerhin eine Führung auf Englisch. Ohne Führung darf man im Palast nicht herumlaufen. Das ganze dauert etwa 45 Minuten und ist empfehlenswert! Allerdings sieht man nur einen Teil der Anlage.

Hier noch ein paar weitere Photos von Bukarest:

Eines der unvollendeten Projekte
Eines der unvollendeten Projekte
Curtea Veche: Das alte Bukarest
Curtea Veche: Das alte Bukarest
Ceauşescu's Vorstellung einer idealen Stadt
Ceauşescu’s Vorstellung einer idealen Stadt
Und morgen vergiften wir Tauben im Park...
Und morgen vergiften wir Tauben im Park…
Alt und neu - wie eine Fata Morgana
Alt und neu – wie eine Fata Morgana

Umgebung

In der näheren Umgebung Bukarests gibt es nicht viel – das meiste ist flaches Land mit viel Landwirtschaft. Rund 40 km nördlich befindet sich Snagov – ein kleiner aber historisch bedeutsamer Ort mit Kirche und Kloster. Hier liegt auch der legendäre Vlad Tepes begraben.

Deshalb sagt man "Ab in die Wallachei"!
Deshalb sagt man „Ab in die Wallachei“!

Rund 100 km weiter südlich liegt Giurgiu – eine Industriestadt an der Donau, die ideal als Sprungbrett nach Russe in Bulgarien ist. In der Stadt selbst gibt es nichts zu sehen. Auch die Fahrt dorthin ist recht eintönig – wie man auf dem Photo erkennen kann. Wer mit dem Lokalzug nach Giurgiu will, muss in Videle umsteigen. Kurz vor Videle sieht man zahlreiche kleine, altmodische Erdölförderanlagen – allle in Betrieb.

Von Giurgiu kann man zu Fuss oder mit dem Auto über die längste Eisenträgerbrücke auf die bulgarische Seite. Die Brücke ist allerdings ein ganzes Stück weit vom Zentrum entfernt. Lokale Züge enden zudem im Nordbahnhof von Giurgiu – von wo aus es noch weiter bis zur Grenze ist.

Übernachtung

Hotels gibt es viele – von Luxus bis Absteige. Einige sind mitten im Zentrum, andere ausserhalb. Wer mit dem Zug reist und sich nicht ewig in Bukarest aufhalten möchte, kann in einem der Hotels am Gara du Nord absteigen – liegt ziemlich günstig. Kommt man aus dem Bahnhof heraus, braucht man nur nach rechts zu gehen, die Strasse zu überqueren und schon steht man vor dem Hotel Cerna. Doppelzimmer kostet pro Nacht 800’000 Lei, also wenn man zu zweit reist etwa 10 Euro pro Person. Die Zimmer sind bei dem Preis mit Gemeinschaftsbad und – toilette. Ist ziemlich sauber und von der Sache her in Ordnung. Allerdings ist die ganze Gegend nachts etwas unsicher. Adresse: Blvd Golescu 29, Tel.: 637 40 87.

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