Kotor (Котор)

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Name

Котор (Kotor). Es gibt noch einen venetianischen bzw. italienischen Namen – der lautet Cattaro. Hier gab es eine griechische Kolonie namens Akurion. Die Römer machten daraus Acruvivium. Über diverse andere Zwischenstufen schien daraus der jetzige Name entstanden zu sein.

Lage

Kotor liegt an der montenegrinischen Küste – allerdings nicht direkt am Meer, sondern am Ende der Bucht Бока Которска Boka Kotorska (siehe Umgebung). Die Hauptstadt Monetenegros, Подгорица Podgorica, liegt weiter östlich und ist rund 80 km entfernt. Bis zur berühmten kroatischen Stadt Dubrovnik im Nordwesten sind es gute 90 Kilometer. Bei Kotor reichen die Berge bis ans Ufer heran. Unweit der Stadt gibt es bis über 1700 Meter hohe Berge. Auch hier gibt es, wie auch in Kroatien, Bosnien und Slowenien, Karsterscheinungen. Die Berge der Region sehen aber in der Tat von weitem schwarz aus – daher auch der Name Montenegro (Schwarze Berge).

Einwohner

Rund 25’000 und damit eher eine Kleinstadt. Nur ein kleiner Teil davon lebt in der Altstadt.

Stadtbild

Kotor: Die Mauer der Altstadt
Kotor: Die Mauer der Altstadt

Die Stadt ist deutlich in Altstadt und Neustadt untergliedert. Im Westen befindet sich die Bucht von Kotor, im Osten steile Felswände. Im Norden gibt es einen kleinen, kurzen Kanal. Nördlich davon liegt ein neuerer Stadtteil. Die Altstadt ist von einer massiven Mauer umgeben und daher sehr leicht erkennbar. Das Areal ist relativ klein und fast dreieckig. Südlich der Altstadt und nur wenige hundert Meter entfernt liegt der Busbahnhof der Stadt – in wenigen Minuten steht man am Tor zur Altstadt. Zwischen den Stadtmauern und dem Ufer verläuft eine vielbefahrene Strasse (Staatsstrasse Nr. 2).

Geschichte

Kotor ist sehr alt und hat eine für die Region besondere Geschichte aufzuweisen. Schon im 3. Jhd. v.u.Z. gründeten die Illyrer hier eine Siedlung namens Teuta. Später kamen die Hellenen, und dann die Römer, welche hier Festungsanlagen bauen liessen. Weite Gebiete des Balkans wurden zuvor von Hunnen, Awaren und anderen Stämmen heimgesucht, aber Kotor blieb dank seiner geschützten Lage unversehrt. Es fiel zwar an die Byzantiner, aber die förderten eher die Entwicklung der Stadt, wie auch schon die Römer zuvor, hauptsächlich militärisch

Im 12. Jhd. wurde Kotor zu einer bedeutenden Hafenstadt innerhalb Serbiens und zugleich auch zu einem kulturellen Zentrum. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert wurde die Stadt Teil Venetiens. Aufgrund der permanenten Bedrohung durch das Osmanische Reich wurden die Festungsanlagen erweitert. Nach dem 18. Jahrhundert wurde die Stadt Teil der Provinz Dalmatien innerhalb der Habsburger Monarchie. Diese nutzten die Stadt ebenfalls als militärischen Stützpunkt. So wurden Höhlen in der Umgebung als U-Boot-Hafen genutzt. Ja genau, österreichische U-Boote! Über ihre Verbündeten, die ostfriesischen Gebirgsjäger, ist nichts bekannt.

Kotor war so stark befestigt, daß die Stadt nie mit Gewalt genommen werden geschweige denn zerstört werden konnte. So weit so gut. Was aber der Mensch nicht schaffte, erledigte die Natur – die Stadt wurde im 16. und 17. Jhd. durch Erdbeben heimgesucht. Das letzte, verheerende Erdbeben suchte die Stadt 1979 heim. Die UNESCO wurde daraufhin auf Kotor aufmerksam und erklärte die Altstadt und Befestigungsanlagen zum (gefährdeten) Weltkulturerbe, was die Restauration erleichterte.

Anreise

Eine Zuganbindung gibt es nicht – man ist auf den Bus angewiesen. Als Sprungbrett bietet sich das nicht allzu weit entfernte Dubrovnik an. Von dort fahren Busse bis zur Grenze nach Karasovići, von wo man in einen montenegrinischen Bus umsteigt. Das kostet alles zusammen 71.50 Kuna (fast 10 Euro). Die Preise innerhalb Montenegros sind viel billiger – bis Igalo kurz vor der Grenze kostet eine Fahrt nur 1.50 Euro. Übrigens – die Leute fahren in der Gegend wie die Henker, vor allem im Sommer. Wer also mit eigenem Transportmittel unterwegs ist, sollte höllisch aufpassen. Gilt vor allem für Zweiradfahrer.

Sehenswertes

Wenn man am Busbahnhof angekommen ist, möchte man gleich wieder umkehren – das Gebäude und die nähere Umgebung sehen furchtbar aus. Dann läuft man gen Altstadt. Das erste, was man von der Altstadt mitbekommt, ist die Stadtmauer. Die ist immerhin fast fünf Kilometer lang. Das kennzeichnet aber nicht die Umrisse der Stadt – die Altstadt steht mit dem „Rücken an der Wand“, grenzt also an Felswände im Osten. Die Mauer verläuft jedoch entlang des Grates. Auf dem höchsten Punkt steht dabei die Festung San Giovanni, von der aus man einen fantastischen Blick auf die Altstadt haben muss (ich habe es dummerweise verpasst, hinaufzuklettern). Die Stadtmauer ist bis zu 20 Meter hoch und bis zu 15 Meter breit. Es gibt drei wichtige Tore – das Nordtor und das Haupttor (an der Uferseite). Beide stammen wohl aus dem 16. Jhd. Das Südtor, genannt das Gurdich-Tor, ist am ältesten und schönsten und stammt aus dem 9. Jahrhundert.

Kathedrale des St. Triphon
Kathedrale des St. Triphon
Kotor: Die Mauer der Altstadt
Einer der zahlreichen Paläste
 

Kotor war schon seit langer Zeit Mittelpunkt eines römisch-katholischen und eines griechisch-orthodoxen Bistums. Kein Wunder also, daß es in Kotor vor Kirchen nur so wimmelt. Am bekanntesten ist dabei die Катедрала Светог Трифуна у Котору Kathedrale des Hl. Trychon (Triphon). Der romanische Bau wurde um 1166 auf den Resten eines älteren Tempels erbaut, erlitt aber beim Erdbeben 1979 grossen Schaden. Davon ist aber aussen nichts mehr zu erkennen. Es gibt noch viele weitere romanische Bauwerke in der Altstadt von Kotor – darunter auch die Kirche des Hl. Lukas, die ebenfalls aus dem 12. Jhd. stammt.

 

In den engen Gassen
In den engen Gassen von Kotor
Die Lukas-Kirche
Die Lukas-Kirche
 

Man findet aber auch zahlreiche Barock-, Renaissance-, und gotische Bauwerke und Elemente. Die meisten Bauten stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. In der Altstadt gibt es zwei grössere Plätze. Am westlichen, langen Platz nahe des Haupttors befindet sich auch die Touristeninformation.

Ansonsten aber besteht die Innenstadt aus einem Geflecht von Gassen und Gäßchen. Ein einzigartiger Ort, zumal es so gut wie keine Touristen gibt (oder hat sich das inzwischen geändert?). Kotor ist noch ein Geheimtipp und absolut einen Abstecher wert. Dubrovnik in klein und ohne all den Trara.

Umgebung

Kotor liegt am südöstlichen Ende der Бока Которска Boka Kotorska (Bocche di Cattaro) – der Bucht von Kotor. Selbige ist dutzende Kilometer lang und sehr verwinkelt – an drei Stellen sind die Ufer jeweils nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Umgeben ist das ganze von kahlen Bergen. Alles in allem wähnt man sich in einem Fjord – mitten in Südeuropa! Eine sagenhafte Landschaft. Das Wasser scheint an den meisten Stellen sehr flach zu sein. Da die Bucht aber auch als Kriegs- und U-Boot-Hafen genutzt wurde, muss es wohl auch eine tiefe Fahrrinne geben. Mitten im oberen Teil liegen zwei kleine Inseln wie eine Fata Morgana im Wasser – das ist die Свети Ђорђе Insel des Heiligen Georg mit einer Klosteranlage (!?) drauf sowie die Insel Госпа од Шкрпјела Gospa od Skrpelya.

In der Bucht von Kotor
In der Bucht von Kotor

Nahe des Ausgangs der Bucht befinden sich namhafte Urlaubsorte wie Херцег-Нови Herceg Novi und Игало Igalo. Dort reihen sich unzählige Hotels, Pensionen und Campingplätze aneinander. Vor allem im Sommer ist scheinbar halb Serbien hier. Kein Wunder – seit dem Krieg ist die Möglichkeit für Serben, z.B. in Kroatien Urlaub zu machen, eher gering. Da bleibt man ebend im Lande und fährt an die warme, schöne montenegrinische Küste. Ausländische Touristen scheinen allerdings noch auszubleiben.

Übernachtung

Leider nicht in Kotor übernachtet. Es gibt aber wohl viele Privatunterkünfte, vermittelt durch die Touristeninformation. Fast alle Besucher scheinen jedoch in den Ferienorten im Westen zu übernachten.

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