Coloane 路環

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Allgemeines

Coloane ist der portugiesische Name der südlichsten Insel von Macao – die allerdings wuchs in den 1990ern durch Neulandgewinnung mit der nördlichen Insel Taipa zusammen. Im chinesischen wird die Insel 路環 geschrieben und Lou6 Waan4 ausgesprochen (Kantonesisch). Ein historischer Name der Insel lautet 過路環 Gwo3 Lou6 Waan4 – die Schriftzeichen stehen für „Vorbeiführen – Weg – Ring“. Die letzten beiden Schriftzeichen werden noch immer als Name für die Insel benutzt, und man braucht nicht viel Phantasie, um zu vermuten, dass sich der portugiesische Name Coloane aus dem alten chinesischen Namen hergeleitet wurde (es mag jedoch auch andere Gründe geben).

Coloane bildet eins von 8 Distrikten, in die Macao unterteilt ist. Der Name dieses Distrikts lautet Freguesia de São Francisco Xavier 聖方濟各堂區 – zu Deutsch Distrikt des Hl. Franciso Xavier. Jener war Jesuitenpriester und vor allem durch seine Missionarstätigkeit im japanischen Nagasaki bekannt. Der Distrikt hatte 2006 knapp 3,200 Einwohner – das sind ca. 400 Einwohner pro Quadratkilometer und ein starker Kontrast zu den rund 50,000 Menschen pro Quadratkilometer auf der Halbinsel Macao.

Sehenswertes

Ursprünglich war die Insel 5,9 km² gross, doch wie auch im Rest von Macao wurde angebaut, und so ist Coloane nun (2009) 8.1 km² gross. Im Norden wurde die Meerenge zwischen Taipa und Coloane mittlerweilen zugeschüttet, aber man braucht nicht viel Phantasie, um vor Ort zu erkennen, wo das eigentliche Coloane anfing.

Coloane gehörte ursprünglich nicht zur portugiesischen Dependanz Macao, sondern war eher als Salzgewinnungsort und Piratennest bekannt – letztere hatten an dieser strategisch wichtigen Stelle ihre Basis, um Schiffe zwischen Europa und Hongkong sowie Macao abzufangen. Portugal besetzte 1864 Coloane, doch entwickelte die Insel kaum, so dass die Piraten bis zu ihrer Niederlage 1890 ihr Unwesen treiben konnten. Die späte Inbesitzname durch Portugal bedeutet, dass im Gegensatz zur Halbinsel Macao selbst keine wirklich alten Bauwerke der Portugiesen vorhanden sind.

Bambusbucht in Coloane
Bambusbucht in Coloane

Coloane ist dafür jedoch auch nachwievor sehr grün. Die Küste ist teilweise recht steil, und im Inselinneren erstreckt sich ein 171 m hoher Hügel, bekannt unter dem Namen Alto de Coloane 疊石塘山. Der Süden der Insel wird von der Baía de Cheoc Van 竹灣海灘 (Bambusbucht) charakterisiert. Dort gibt es auch ein paar wenige, leicht abgelegene Strände, wobei man jedoch leider nicht die beste Wasserqualität erwarten kann (zumindest als wir da waren, schwamm eine Menge Müll im Meer).

Im Osten dominiert die Baía de Hac Sá 黒沙海灘 (Schwarzsand-Bucht), die dem Namen alle Ehre macht. Dort gibt es ebenfalls Strände sowie Campingplätze und alles, was sonst noch so am Strand braucht – hier können sich die Macanesen von der Enge der Stadt erholen.

Im Dorfzentrum von Coloane
Im Dorfzentrum von Coloane

In der Südwestecke der Insel liegt das Dorf Coloane, und das ist sehr portugiesisch geprägt: Sehr enge Gassen, ein kleiner zentraler Platz mit dem typisch portugiesischen Mosaikpflaster, dort eine kleine Kirche sowie Arkaden mit Restaurants links und rechts. Die gelbe Kirche heisst Igreja de São Francisco Xavier 聖方濟各聖堂 Hl. Francisco Xavier-Kirche und wurde erst 1928 erbaut – besagter Xavier (siehe oben) weilte also nicht selbst in der Kirche. Oder doch? In der Kirche befinden sich für Katholiken in Ostasien sehr wichtige Reliquien – zumeist Knochen von Christen, die zu Beginn der Edo-Zeit in Japan (ab 1603) in Japan entweder ermordet oder nach Macao geflohen waren. Auch ein Armknochen von Xavier befindet sich – zeitweise zumindest – in dieser kleinen, aber feinen Kirche.

Unweit des Hauptplatzes von Coloane mit der Kirche, an der Südwestspitze der Insel, steht der 譚僊聖廟 Tàahm Sīn Sing Miuh, auch: 譚公廟 Tàahm Gūng Miuh – ein chinesischer Tempel, welcher der taoistischen Gottheit Tam (Tàahm) gewidmet ist. Jener ist der Gott der Seefahrer und hat auch in Hongkong seinen eigenen Tempel. Im Tempel befindet sich ein rund 1,20 m langes Drachenboot, welches angeblich aus dem Knochen eines ca. 300 Jahre alten Wales gefertigt wurde – so zumindest die Legende.

Der Tam Kung-Tempel in Coloane
Der Tam Kung-Tempel in Coloane

Coloane ist eine erfrischende Abwechslung zur dicht bebauten Halbinsel Macao – hier kann man schön spazieren, eventuell im Meer baden und auch noch etwas Kultur sehen. Wer länger als einen Tag in Macao weilt, sollte sich zumindest einen Besuch im Dorf Coloane gönnen – die Atmosphäre im Dorfkern rund um den Hauptplatz ist so nirgendwo anders in Ostasien zu finden.

Es fahren einige Busse nach Coloane – so zum Beispiel Kleinbus Nr. 23. Jener fährt von der Halbinsel über Taipa, den Flughafen und den Cotai Strip bis ins Dorf selbst (die Bushaltestelle liegt nur ca. 3 Minuten zu Fuss nördlich vom Dorfplatz). Von Taipa kostet der Bus 3.2 MOP (0.3 Euro).

Übernachtung / Essen

Allzu viel Auswahl gibt es nicht in Coloane. Es gibt mindestens einen Campingplatz an der Schwarzsandbucht (siehe oben), das hochklassige Westin-Resort nahe der gleichen Bucht (ab 200 Euro) und ein paar wenige versteckte Hotels hier und da.

In Coloane gibt es ein paar interessante portugiesische Restaurants – bekannt ist unter anderem das Restaurante Fernando an der Schwarzsandbucht, dass frischen Fisch sowie Spanferkelgerichte anbietet und weit über Macao hinaus bekannt ist. Unter den Arkaden des Dorfplatzes vom Dorf Coloane findet man auch ein paar nette Restaurants mit vorwiegend portugiesischer Küche – darunter zum Beispiel das NGA Tim Café mit mediterraner Küche, d.h. hier sehr viel fangfrischem Fisch und anderem Meeresgetier, Gerichte mit Kalbsfleisch und Spanferkel, frische Säfte usw. Zwei Personen sollten für ein relativ üppiges Mahl mit Getränken um die 20 Euro einplanen.

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