KyushuSagaKaratsu - verstecktes Kleinod in Saga

Karatsu – verstecktes Kleinod in Saga

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Region 九州 Kyūshū
Präfektur Saga 佐賀
Rang 4 von 5 Sternen: Definitiv sehenswert
Name Der Ortsname wurde früher 韓津 geschrieben – bei gleicher Lesung. Kara- steht für Korea, -tsu ist der Hafen. Korea ist nicht weit von Karatsu.
Lage Karatsu liegt im Norden der kleinen Präfektur Saga auf der Insel Kyūshū. Die Stadt wird vom Fluss 松浦川 (Matsuura-gawa) und seinen Nebenflüssen umflossen und mündet in der Stadt in die sehr inselreiche Bucht von Karatsu...
Ansehen Die schöne Burg direkt am Meer. Der Ausblick von dort. Das landesweit berühmte Karatsu-Kunchi-Festival Anfang November (oder zumindest die Figuren in der Festhalle). Die Keramikmanufakturen.

Karatsu ist eine eher kleine Stadt mit ca. 130’000 Einwohnern und liegt im Norden der Präfektur Saga. Allerdings war schon immer die Bindung zum nur rd. 50 km östlich gelegenen Fukuoka grösser als zur Präfekturhauptstadt Saga. Eine erste Siedlung wurde hier bereits nachweislich während der Jōmon-Zeit gebaut (bis 1000 v.u.Z.). Ein Beleg für die frühe Entwicklung sind die 菜畑遺跡 (Nabatake-Iseki) Feldanbau-Überreste, die neben einer weiteren Stätte in Fukuoka die frühesten Zeugen des Nassreisanbaus in Japan darstellen. Die Felder wurden laut Historiker vor 2’500 bis 2’600 Jahren bestellt.

Blick von der Burg auf die Innenstadt
Blick von der Burg auf die Innenstadt

Die Stadt entwickelte sich im Mittelalter weiter und gehörte fortan zur Provinz 肥前国 Hizen-no-kuni. Überregionale Bedeutung sollte der Ort aber nicht erlangen. Historiker spekulieren dabei noch heute über den Namensursprung: Das 唐 (Kara) im Namen bezeichnete dereinst das China der T’ang-Dynastie. Belege für einen Austausch mit China von hier aus gibt es jedoch wohl nicht. Das Schriftzeichen 韓, welches für Korea steht, wird ebenfalls „kara“ gelesen – und Korea liegt gleich auf der anderen Seite der See. Möglicherweise stammt der Name eher aus der Richtung.

Die prächtige Burg von Karatsu direkt am Meer
Die prächtige Burg von Karatsu direkt am Meer

Zwar hat die Stadt offiziell über 100,000 Einwohner, aber das auch nur aufgrund zahlreicher Eingemeindungen. Die Innenstadt selbst ist eher beschaulich. Das meiste spielt sich zwischen der Bahnlinie und der Küste ab. Der Streifen ist keine 2 km breit. Läuft man vom Bahnhof Richtung Norden, kommt man durch kleine Ladenstrassen – dahinter beginnt die eigentliche Altstadt mit etlichen alten Häusern. Läuft man weiter Richtung Ufer und biegt dann rechts ab, kommt man schnell zu einer Halbinsel, umrandet von Meer und der breiten Mündung des Matsuura-Flusses. Am Ende der kleinen Halbinsel liegt ein grosser, runder Hügel – und auf ihm die imposante Burg von Karatsu. Mehr zur selbigen siehe auf der Seite über die Burgen.

Die eindeutig von China motivierten, grossen Wagen des landesweit bekannten Hikiyama-Festivals
Die eindeutig von China motivierten, grossen Wagen des landesweit bekannten Hikiyama-Festivals

Karatsu ist landesweit vor allem für eins bekannt: Das 唐津くんちの曳山行事 – Das Karatsu-Kunchi (Kunchi=Fest). Jenes findet alljährlich vom 2. November (abends) bis zum 4. November statt und hat seinen Ursprung in der Zeit um 1600, als das Schloss gebaut wurde. So ziemlich die gesamte Stadt und sehr viele Besucher von ausserhalb (im Schnitt um die 500’000 Menschen) nehmen teil, wenn 14 grosse Figuren, darunter Samuraihelme, Fabelwesen und ein grosser Gockel, durch die Stadt geschaukelt werden. Die Wagen sind 5, 6 oder mehr Meter hoch und auf einem speziellen Mechanismus aufgebaut, der es erlaubt, die Figuren zu kippen und zu wackeln. Teilweise „reiten“ Teilnehmer auf den Figuren, und das sieht in den engen Gassen leicht gefährlich aus.

Normalerweise werden die über 5 Tonnen schweren Figuren in der 曳山展示場 (Hikiyama-Ausstellungshalle) geparkt – dort kann man alle Figuren und ein paar andere Ausstellungsstücke sowie ein paar Videos sehen. Die Festwagen stammen alle aus der Zeit zwischen 1819 und 1876. Die Halle findet man zwischen Bahnhof und Küste hinter dem Rathaus – Eintritt kostet 300 Yen, geöffnet ist von 9 bis 17 Uhr.

Die Nakazato-Keramik-Werkstatt von Karatsu
Die Nakazato-Keramik-Werkstatt von Karatsu

Ansonsten ist die Stadt auch für seine 唐津焼 (Karatsu-Keramik) bekannt, deren Eigenarten wohl im 16. Jahrhundert aus dem nahen Korea überliefert wurden. Noch heute gibt es zahlreiche Keramikwerkstätten und Öfen in Karatsu, wobei man einige von ihnen besichtigen kann. Besichtigen bedeutet eher, die Verkaufsräume zu besuchen. Eine der bekannteren Manufakturen ist die 中里太郎右衛門陶房 Nakazato Tarōemon-Keramikwerkstatt ca. 500 m südöstlich des Bahnhofs. Das Anwesen ist sehr schön und die Werke wirklich beeindruckend (und sehr, sehr teuer). Der Meister Nakazato Tarōemon stellt bereits die 13. Generation des Familienbetriebs dar. Eine Besichtigung ist kostenlos. In der Gegend gibt es auch noch andere Keramikmanufakturen.

Karatsu ist auf jeden Fall einen Besuch wert – allein der Blick auf das inselreiche Meer von der Burg auf dem Hügel ist die lange Anfahrt wert.

Blick auf die Umgebung von Karatsu
Blick auf die Umgebung von Karatsu

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Anreise

Am besten kommt man nach Karatsu von Hakata (Fukuoka) – mit der 筑肥線 (Chikuhi-Linie). Die beginnt eigentlich in 姪浜 (Meinohama) bei Fukuoka, hat aber direkte Anbindung an die U-Bahn von Fukuoka. Obwohl nur gute 50 km, dauert die Fahrt fast 1½ Stunden. Die Fahrkarte kostet 1’110 Yen. Wer sich von Süden nähert, kann von Saga, der Präfekturhauptstadt, mit der Bummelbahn fahren. Die nennt sich 唐津線 (Karatsu-Linie), die Fahrt dauert 1 Stunde 10 Minuten und kostet 1’080 Yen. Die Bahn fährt weiter nach West-Karatsu, wo die Schienen schliesslich enden.

Vom Hafen von Karatsu fährt eine Fähre auf die 壱岐島 (Ikinoshima) – eine grosse Insel zwischen Japan und Korea. Die Überfahrt dauert 1 Stunde und 40 Minuten, der Preis (Hinfahrt) ist 2’400 Yen.

JR verleiht Fahrräder am Bahnhof (Nordausgang) – für 600 Yen kann man sich ein Fahrrad (mit Hilfsmotor – andere gibt es nicht) für 4 Stunden ausleihen. Praktisch, wenn man nur kurz in Karatsu ist, aber viel sehen möchte.

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Übernachtung

Nicht im Ort übernachtet, daher keine speziellen Tipps. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

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tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ich reise oft nach Karatsu,weil ich da wenige
    Freunde habe.
    Dort uebernachte ich immer sehr billig.
    Wenn Sie in diese kleine schoene Stadt einreisen und uebernachten wollen, bitte schicke mir die email.
    Danke.
    PS.
    Ich bin Tokioter zur zeit.

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