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Tokio… was?

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Tokyo Kazoku - zur Zeit auf der Berlinale
Tokyo Kazoku – zur Zeit auf der Berlinale

Als ich gestern nacht so vor dem Rechner saß, erzählte mir das Radio, in meinem Fall Radio Eins (ein Berliner Sender), daß auf der Berlinale ein japanischer Film laufe und man dazu Karten gewinnen könne. Der Film heiße Tokyo Katsuko. Hmmm, der Name kam mir irgendwie … jedenfalls nicht Japanisch vor. Heute stieß ich jedoch auf einen japanischen Beitrag zum Thema, in dem der Film erwähnt wurde: Aha. 東京家族 – Tokyo Kazoku (sprich: Tokio Kasoku) war gemeint.
Nun, man kann gewiss nicht von allen Moderatoren erwarten, dass sie sämtliche ausländischen Namen auf die Reihe bekommen. Schließlich gibt es ja ein paar tausende Sprachen. Aber man könnte sich doch wenigstens mit der Idee anfreunden, dass ein „z“ in fast allen Sprachen nicht wie ein „zett“, sondern ein weiches „s“, sprich Englisch, gelesen wird.
Das interessante an der Aussprache ist, dass man bei gewissen Namen, die man schon seit jeher, also auch von der Zeit, bevor man die Sprache wirklich gelernt hat, von der teutonisierten Aussprache nur schwer lassen kann. Ein „Judo“ (sprich: yudo) geht mir, so ich das Wort nicht auf Japanisch lese, immer noch leichter über die Lippen, als das Original: „dschuudoo“. Und vor einer Weile schaute ich mal auf ein Fahrrad und erblickte den Namen „Shimano“ – einer der weltweit größten Hersteller für Fahrradzubehör. Ein geläufiger Name, den ich, da mit lateinischen Buchstaben gelesen, sofort typisch „schiMAAno“ las, was freilich völlig falsch ist – es gibt keinen Grund dafür, das „a“ zu betonen und dazu noch in die Länge zu ziehen.
Aber zurück zum Film – die Kritiken sind recht gut. Der Film ist ein Remake des bekannten „Tokyo Monogatari“ von Ozu (nein, nicht „ottsu“ lesen, bitte!), einem der berühmtesten Regisseure Japans. Eine sehr brauchbare Kritik zum Film gibt es natürlich beim Kollegen vom Japankino, und so freue ich mich schon darauf, mir „Tokyo Kazoku“ demnächst ansehen zu können. Hoffentlich ist es keiner der üblichen Tränendrüsenmassierer…

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

10 Kommentare

  1. Katsuko? Klingt wie ein Fleischgericht…
    Meist wird man ja auch noch komisch angesehen, wenn man was richtig ausspricht. Und dann, wenn man nachgibt und es falsch und eingedeutscht sagt, gerät man immer an jemanden, der dann deswegen die Nase rümpft. Wie man’s macht, macht man’s falsch. :/

  2. Jaja, japanische Sprache – schwere Sprache.
    Und wie Du schon geschrieben hast – die meisten tun sich mit dem „z“ Laut schwer. Na, was soll’s, auch Japaner haben ihre Probleme – siehe Aussprache „fox“ (der Englische Fuchs wohlgemerkt) oder aber bei dem Grundnahrungsmittel „rice“. Und Laeuse, die wollen wir nun doch nicht auf dem Menu haben *_*!

  3. Beim Thema japanische Filme fallen mir ad hoc zwei sehr gegensätzliche Streifen ein: Zum einen „Tokyo Zombie“ – der wahrscheinlich schlechteste Film aller Zeiten und zum anderen „Zatoichi – Der blinde Samurai“ – ein aus meiner Sicht ganz und gar sehenswerter Film. Na, dann will ich mich mal von „Tokyo Katsuko“ überraschen lassen…

  4. Naja, hier in Köln konnte ich bislang nur das Buch zum Film lesen – Tränendrüsenmassierer trifft es -zumal bei mir- gut.
    Wahrscheinlich eher wie früher bei Tora-san. Ach, 男はつらいよ

  5. Man kann aber auch nicht vom Durchschnittsdeutschen/Österreicher erwarten, das zu wissen. Da wird eben das z, j, r und ch falsch ausgesprochen.
    Wäre auch nicht so schwer gewesen eine deutsche Umschrift einzuführen. Kon’nitschiwa, wataschi no nama’e wa Jamada deß. :-)
    Zu den Filmen, da kenne ich bisher fast nur Kitanos, so oft kommt man leider nicht dazu. Und キツツキと雨, der war auch gut.

  6. Ich lobe ja den Tag an dem der „Futschi-yama“ (so ganz nach dem Motto, doppelt falsch hält besser) aus dem deutschen Sprachgebrauch verschwindet.
    Bei „rice“ (ライス bzw. raisu) dünkt es mich noch am ehesten, dass das „r“ richtig ausgesplochen ;-) wird. Wenn ich allerdings daran denke dass in einem Restaurant am Flughafen Narita „French Flies“ serviert werden, oje… (>_<)

  7. Einer der Gründe, weshalb das lateinische Alphabet ein denkbar schlechtes Instrument ist, um Japanisch zu schreiben. Und doch gibt es immer wieder Leute die fordern, dass die Japaner ihr Schriftsystem angleichen… Aber stimmt schon, einige Sachen kann man sich nur schlecht wieder abgewöhnen. Wer versteht einen in diesen Breitengraden auch schon, wenn man von Djudoo oder Kamikase spricht?
    Zumindest kann man sich damit trösten, dass die Japaner importierte Wörter genau so verhunzen.

  8. Oh, noch ein Remake. Zu etwas anderem ist die japanische Filmindustrie ja schon seit Jahren nicht mehr fähig.
    >Katsuko? Klingt wie ein Fleischgericht…
    Ne, wie eine Figur aus „Kachô Shima Kôsaku“ :-3

  9. Ich kann viele Kommentare verstehen, auch die Einwände im Artikel.
    Aber in Zeiten, in denen ich Realschulabsolventen mit Notendurchschnitt 2,0 ertragen muß, die „Instalateur“ oder „Inscheniör“ zu Ihren besten Rechtschreibergüssen zählen können…. Ganz ehrlich, da kann ich über die allgemeine Vergewaltigung von Fremdsprachen (s.o.) oder die Zweckentfremdung von Anglizismen („realisieren“) doch nur noch müde grinsen.
    ^_<

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