ShikokuKagawaKanonji (Kan'onji) und die Insel Ibukijima

Kanonji (Kan’onji) und die Insel Ibukijima

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Präfektur: 香川 Kagawa

観音寺 Kan’onji

3 von 5 Sternen: Kann man sich mal ansehen
Name:

Kanonji. Die korrekte Transkription ist allerdings Kan’onji, da der Ort „ka-n-on-ji“ (und nicht „ka-no-n-ji“) geschrieben wird. Kan’on ist eine buddhistische Gottheit (bzw. ein weiblicher Bodhisattva); -ji ist ein buddhistischer Tempel. In Japan gibt es dutzende Kannon-Tempel – so auch in dieser Stadt, aber nur hier wurde die Stadt auch nach dem Tempel benannt (der Tempel wird allerdings „Kannonji“ geschrieben!).

Lage:

Die Stadt Kan’onji liegt im Westen der Präfektur Kagawa und grenzt an die Präfektur Ehime. Im Westen der Stadt befindet sich die Seto-Binnensee (genauer gesagt die 燧灘 hiuchi-nada – Hiuchi-See, und zum Gemeindegebiet gehören auch drei Inseln, wobei eine Insel (Ibukijima, siehe unten) auch bewohnt ist. Bis Takamatsu im Osten sind es knapp 50 Kilometer, bis Matsuyama rund 100 km.

Ansehen:

Die beiden Tempel der Shikoku-Pilgerroute. Die Insel Ibukijima. Die Sonnenuntergänge an der Seto-Binnensee. Die gewaltige Zenigata-Sandskulptur.

Kan’onji – Beschreibung

Die Gemeinde Kan’onji ist rund 120 Quadratkilometer groß und hat knapp 60’000 Einwohner, Tendenz schwach fallend. Für japanische Verhältnisse ist die Gegend relativ sicher: Dank der Berge im Norden und Süden wird die Gegend kaum von Taifunen heimgesucht, und auch Erdbeben sind eher selten in dieser Gegend. Entlang der Küste gibt es einen mehr oder weniger breiten, flachen Küstenstreifen – im Hinterland dominieren Berge, wobei der 雲辺寺山 Unpenji-san mit 927 Metern ebenfalls im Stadtgebiet liegt (es gibt eine Seilbahn zum Gipfel). Die Fischerei ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in Kanonji, aber es gibt auch moderne Industrie im Stadtgebiet. Im Norden der Stadt fließt der 財田川 Saitagawa (gawa=Fluss) in die Seto-Binnensee. Bei Ebbe liegt der Fluss sowie ein breiter Streifen an der Küste trocken.

Kannonji – der Kannon-Tempel

Für die Pilger der 四国遍路 Shikoku-Pilgerreise, bei der 88 über die ganze Insel verstreute Tempel besucht werden, ist Kan’onji eine dankbare Station, denn hier liegen zwei der 88 Tempel direkt nebeneinander: Nummer 68 und 69. Beide liegen am 431 Meter hohen 七宝山 Shippōzan – wörtlich der „Berg der 7 Schätze“, denn die sollen dort vergraben sein – und bilden eine Tempelanlage. Der 観音寺 Kannonji (im Gegensatz zum Stadtnamen Kan’onji – die Schriftzeichen sind jedoch dieselben) gehört zur Shingon-Sekte. Der Legende zufolge wurde der Tempel 807 vom bekannten buddhistischen Mönch Kūkai, in Japan auch unter dem Namen 弘法大師 Kōbō-Daishi bekannt, gegründet und diente drei aufeinanderfolgenden Tennō als Haupttempel zum Gebet.

Im Kannon-Tempel - einer der 88 Pilgerstationen auf Shikoku
Im Kannon-Tempel – einer der 88 Pilgerstationen auf Shikoku

Die Tempelanlage ist sehr geräumig und schön am Berghang gelegen. Wie üblich ist die Anlage sehr gut gepflegt. Interessant ist, das man hier, im buddhistischen Tempel, auch auf shintōistische Merkmale trifft – so zum Beispiel die obligatorischen 御幣 gohei (im Zickzack gefaltete, weiße Papierstreifen, die oft um Bäume gewickelt werden). In der Haupthalle des Kannnon-Tempels befindet sich übrigens die älteste „Schmiererei“ Japans – ein Pilgerer hinterliess hier seinen Kommentar, komplett mit Jahreszahl: 1348.

銭形砂絵 Zenigata-Sandskulptur


Auf der anderen, dem Meer zugewandten Seite des Shippōzan gibt es eine weitere, kuriose Sehenswürdigkeit der Stadt: Die 銭形砂絵 zenigata sae, die „münzförmige Sandskulptur. Angeblich wurde die erste Skulptur im Jahr 1633 innerhalb nur einer Nacht angelegt, um dem vorbeireisenden Daimyō eine Freude zu machen. Die Skulptur ist 122 Meter lang und 90 Meter breit, um ihr vom Gipfel des Berges – dort gibt es eine Aussichtsplattform – eine exakt runde Gestalt zu geben. „Zeni“ hiessen die alten Münzen aus der Edo-Periode, mit einem charakteristischen viereckigen Loch in der Mitte. Die Skulptur wird zwei Mal im Jahr von Freiwilligen in Form gebracht – im Frühjahr und im Winter. Zum Glück wird die Stadt und damit auch das Kunstwerk nur sehr selten von einem Taifun getroffen… In der Nacht wird die Skulptur übrigens bis 10 Uhr abends beleuchtet, so dass auch ein abendlicher Spaziergang zum Aussichtspunkt (es gibt dort auch einen Parkplatz) lohnend ist. Um die Sache abzurunden, gibt es am Fusse des Berges auch passend ein kleines Münzmuseum.

Die Zenigata-Sandskulptur. Am Horizont: Die Insel Ibukijima
Die Zenigata-Sandskulptur. Am Horizont: Die Insel Ibukijima

伊吹島 Ibuki-jima (Insel Ibuki)

​Zum Stadtgebiet von Kanonji zählt die kleine Insel Ibukijima, die man gut von der Stadt aus sehen kann. Die stiefelförmige Insel ist ziemlich genau einen Quadratkilometer groß und wird von knapp 600 Menschen bewohnt – Tendenz stark fallend: Im Jahr 2000 lebten hier noch knapp 1’100 Menschen. Im Jahr 2017 lebten gerade einmal 8 schulpflichtige Kinder auf der gesamten Insel. Hinzu kommen noch zahlreiche zum Teil wild lebende Katzen. Die Haupteinnahmequelle der Inselbewohner ist der Fischfang – Ibukijima ist bekannt für いりこ Iriko. Iriko kennzeichnet eine Reihe verschiedener Zutaten zur Herstellung von 出汁 dashi – der in der japanischen Küche unabkömmlichen Brühe auf Fischbasis. Diese Zutat bezieht sich bei Ibukijima auf 鰯 iwashi – Sardinen, die es in der Nähe der Insel massenhaft gibt. Die Sardinen werden vom Beifang getrennt und sofort in einer kleinen Fabrik am Hafen getrocknet. Das Resultat sind kleine, getrocknete Sardinen, die man ohne alles als Snack essen kann (vom Kopf bis zum Schwanz), aber der Hauptverwendungszweck ist die Herstellung besagter Fischbrühe. Die Fischer haben übrigens einen eigenen Auktionsstand am Hafen von Kan’onji, aber der Hauptvertriebsort ist heutzutage Amazon, wo man die getrockneten Fische für rund 15 Euro pro 800 Gramm kaufen kann.

Ibukijima - das Dorf hat auch schon bessere Zeiten gesehen
Ibukijima – das Dorf hat auch schon bessere Zeiten gesehen

Die Hälfte der Insel besteht aus dem Dorf, aber der Bevölkerungsrückgang äussert sich im zunehmenden Zerfall – viele Häuser stehen leer und verfallen allmählich. Es gibt einen kleinen Verkaufsladen mitten im Ort, aber es gibt zum Beispiel keine einzige Gaststätte oder gar Unterkunft – auch wenn die Insel eine eigene Facebookseite hat und Broschüren herausgibt – man ist auf Besucher nicht eingestellt. Ein Kurzaufenthalt lohnt sich trotzdem, denn hier kann man das Leben auf einer kleinen Insel mitten in der Seto-Binnensee ganz ungeschminkt sehen.

Denkmal zur Elektrifizierung der Insel
Denkmal zur Elektrifizierung der Insel

Ein paar Sehenswürdigkeiten gibt es allerdings auch: Zum Beispiel das extravagante トイレの家 Haus der Toiletten vor der Grundschule der Insel – eine sehr eigenwillige Konstruktion. Und nahe des Tempels der Insel, fast genau in der Inselmitte, steht der 電気導入記念碑 denki dōnyū kinenhi, der „Gedenkstein zur Einführung der Elektrizität“. Der Schalter wurde im Jahr 1967 umgelegt – bis dahin gab es keine Strom auf Ibukijima.

瀬戸内海 Seto-Binnenmeer

Kan’onji liegt am zentralen Teil des sogenannten Seto-Binnemeeres, das Shikoku von Honshu trennt. Das Binnenmeer ist rund 450 Kilometer lang und zwischen 15 und 55 km weit. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt gerade einmal 30 Meter – auch die maximale Wassertiefe von 200 Metern ist nicht sonderlich tief. Zwei Meerengen begrenzen das Binnenmeer: die 14 Kilometer breite 豊予海峡 Hōyo-kaikyō (Hoho-Meerenge) zwischen Shikoku und Kyushu (siehe Yawatahama) sowie die bekanntere, nur 1,4 Kilometer breite 鳴門海峡 Naruto-Meerenge mit ihren imposanten Wasserstrudeln (siehe Naruto).

Sonnenuntergang über der Seto-Binnensee
Sonnenuntergang über der Seto-Binnensee

Anreise & Transport

Quer durch die Stadt fährt die 予讃線 Yosan-Linie, betrieben von JR West (die Linie kann also mit dem Railpass genutzt werden. Die Yosan-Linie verbindet Takamatsu, Hauptstadt der Präfektur Kagawa, mit Matsuyama, Hauptstadt der Präfektur Ehime. Mit dem einfachen Zug kostet die Fahrt nach Takamatsu eine gute Stunde und kostet 1’090 yen hin. Man kann auch mit dem Schnellzug fahren – das dauert dann rund 50 Minuten und kostet ohne Platzreservierung circa 300 yen mehr (mit Platzreservierung 1’500 yen mehr!). Bis Matsuyama braucht der langsame Zug gute drei Stunden (2’430 yen), der schnelle etwas mehr als 1½ Stunden.

Zwischen Kan’onji und Ibukijima verkehrt eine Fähre, die vier mal am Tag (beiderseits) ablegt. Die Fahrt dauert lediglich 25 Minuten und kostet 510 Yen (einfach).

Übernachtung

Die Anzahl der Übernachtungen ist limitiert. Sehr empfehlenswert ist jedoch eine AirBNB-Unterkunft südlich des Stadtzentrums direkt am Meer. Die Unterkunft liegt etwas abseits vom Schuss – es sind rund 2.5 Kilometer bis zum nächsten Bahnhof (Toyohama) – aber in der Herberge gibt es alles, was man braucht, und mehr. Die Herberge ist ideal für Gruppen/Familien mit 4 bis 11 Leuten. Mehr dazu siehe in diesem Blogeintrag.

AirBNB-Unterkunft in Kanonji
AirBNB-Unterkunft in Kanonji

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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