KantoKanagawaHakone - dampfende Berge, heisse Quellen

Hakone – dampfende Berge, heisse Quellen

-

Lage von Kanagawa
Region: 関東 Kantō
Präfektur: 神奈川 Kanagawa

箱根 Hakone

4 von 5 Sternen: Durchaus Sehenswert
Name:

Hakone. Hiess früher Kanrei 函嶺 – diese (alte) Schreibweise kann auch „Hakone“ gelesen werden. „Hako“ heisst „Schachtel, Kiste“, „ne“ nach der alten Schreibweise „Gipfel“.

Lage:

Im Südwesten der Präfektur Kanagawa, ca. 80 km von Tokyo entfernt. Der Ortsname ist eigentlich der Name eines alten Vulkans – ein 1’438 m hoher Doppelgipfel. Die nächstgrösseren Städte sind Odawara im Süden und Gotemba im Norden.

Ansehen:

Die heissen Quellen (onsen). Eine Fahrt quer durch die Gegend. Der Ashinoko-See. Sekisho-ato, das alte Zollamt des Tōkaidō. Ōwakudani – der Vulkanismus-Park.

Hakone – Beschreibung

An der Grenze zur Präfektur Shizuoka, zwischen Tōkyō und dem Fuji-san, befindet sich eine Zone mit hoher vulkanischer Aktivität – Hakone. Diese Zone besteht aus einer ca. 8 km breiten, aufgesprengten Caldera – der Hakodate-Yama. In der Mitte gibt es einen grossen See (Ashinoko 芦ノ湖) auf rund 750 Meter Höhe sowie einen Doppelgipfel, bestehend aus dem Kamiyama 神山 (1’438 m) und dem Komagatake 駒ヶ岳 (1’327 m).

Der Komagatake - mit Seilbahnstation, die man nicht übersehen kann
Der Komagatake – mit Seilbahnstation, die man nicht übersehen kann

Direkt am südlichen Seeufer befindet sich der kleine Ort Hakone mit ehemaliger Zollstation, zahlreichen Souvenirläden, Restaurants und dergleichen – Hakone ist touristisch sehr gut erschlossen, aber da der Ort sehr klein ist, hält sich der Rummel in Grenzen. Erwähnenswert ist eine lokale Besonderheit – das 寄木細工 yosegi saiku – Ornamente aus kleinen bis winzigen Holzstücken unterschiedlichen Holzarten, in unterschiedlichen Farben. Die filigranen Arbeiten werden für alles mögliche benutzt – von Stäbchen über Tabletts, Spielzeug und viel mehr ist alles dabei. Eine Variante sind die sogenannten からくり箱 karakuri-bako: Kleine Holzkästchen, bei denen man nicht erkennen kann, wie sie geöffnet werden: Zum öffnen muss man verschiedene Handgriffe in einer festgelegten Reihenfolge ausführen, bis sich das Kästchen öffnen lässt. Bei den einfachen sind es 5 Handgriffe, bei richtig komplizierten können es bis über 70 Handgriffe sein. Ein hochinteressantes und kreatives Souvenir.

Am Nordrand der alten Caldera liegt der 1213 m hohe Kintoki-yama 金時山. Der hiess früher Inohana-dake 猪鼻岳 (Wildschweinnasengipfel) und war einst ein parasitärer Nebenkrater des Vulkans Hakone. Eine prima Gegend zum Wandern – man kann bequem bis auf den Gipfel klettern, ist aber oben ganz sicher nicht allein! Bei gutem Wetter – also vornehmlich im Winter – ist der Fuji-san zum greifen nah. Nächstgrössere Stadt ist Gotenba 御殿場.

Berge nahe der Seilbahnstation in Hakone
Berge nahe der Seilbahnstation in Hakone

Die Gegend ist Teil des Fuji-Hakone-Izu Nationalparks 富士箱根伊豆国立公園 (siehe auch Izu), der 1230.7 km² gross ist und auch die Izu-Inselgruppe (sieben Inseln) einschliesst und bereits 1936 zum Nationalpark erklärt wurde.

Wenn man schon mal hier ist, sollte man sich Ōwakudani 大湧谷 – das „Grosse, kochende Tal“ – nicht entgehen lassen. Hier gibt es zahlreiche dampfende und, da Schwefelwasserstoff mit im Spiel ist, zum Teil nicht gerade gut riechende heisse Quellen, die zu Tage treten. Da rund um die Quellen selbst nichts wächst, herrscht je nach Wetterlage eine zum Teil gespenstische Atmosphäre. Neben dem Parkplatz zum Ōwakudani gibt es auch ein halbwegs interessantes Museum zum Thema Vulkanismus. Spezialität hier wie auch bei anderen heissen Quellen in Japan sind „schwarze Eier“ – selbige werden in den heissen Quellen gekocht, wodurch die Schale schwarz wird. Schmecken nach … genau! gekochten Eiern. Ein solches Ei zu essen verlängert die Lebensspanne um 7 Jahre, sagt der Volksmund (beziehungsweise der Tourismusverband von Hakone). Früher konnte man übrigens im Owakudani ein bisschen zwischen den dampfenden Quellen spazieren gehen – das ist nunmehr nicht möglich – die Quellen können nur noch aus sicherer Entfernung betrachtet werden.

Erlebnis Vulkanismus im Ōwakudani
Erlebnis Vulkanismus im Ōwakudani

Ebenfalls in der Caldera befindet sich ein grösserer See, genannt Ashi-no-ko 芦ノ湖 (Schilfsee). Dieser Kratersee liegt auf 725 m Höhe und ist mit 6.9 km² relativ gross. Man kann den See mit als Piratenschiffe getarnten Fähren überqueren.

Von Tōgendai 桃源台 am Nordufer des Ashi-no-ko kann man mit der Fähre zum Südufer fahren. Dort befinden sich Hakone-machi 箱根町 (Stadt Hakone) und Moto-Hakone 元箱根 – zwei kleinere Orte. Durch diese Orte verlief einst der Tōkaidō 東海道 (Ostmeerweg, im Gegensatz zu Hokkaidō 北海道, dem Nordmeerweg) – zur Edo-Zeit die Lebensader, welche Edo mit Kyōto und dem Rest des Landes verband.

Davon zeugt der historische Nachbau des Sekisho-ato 関所跡 (Zollamtruine). Jeder, der nach und aus Edo wollte, musste hier vorbei. Dementsprechend war dieser Punkt – von 1619 bis 1869! „Seki“ (Grenze) liest man auch „Kan“ – deshalb heisst die Region um Tōkyō auch Kantō 関東 (Östlich der Grenze) und die Region Kinki 近畿 Kansai 関西 (Östlich der Grenze). In der Nähe gibt es auch das Historische Museum Hakone zu diesem Thema. Reste des Tōkaidō gibt es auch in der Nähe zu bewundern.

Selbst wer nur wenige Tage in Japan bleibt, sollte sich diese Gegend auf den Speiseplan schreiben. Es ist jedoch stressfreier, eine Nacht in der Gegend zu verbringen. Hakone – das ist viel Natur. Aber auch sehr, sehr viele Besucher. Um den Menschenmassen in der Hauptstadt zu entkommen, ist dieser Ort freilich nicht allzu sehr geeignet. Es empfiehlt sich jedoch vor einer Fahrt hierher, sich nach der aktuellen Vulkanwarnstufe zu erkundigen: In den Jahren 2015-16 waren das Tal Ōwakudani und die Seilbahn mehrere Monate lang gesperrt, da es zu vermehrten vulkanischen Aktivitäten gekommen war.

Hakone ist auch berühmt für diverse gute Restaurants sowie zahlreiche Museen und Galerien. Dazu gehört unter anderem das ガラスの森美術館 (Gläserner Wald-Kunstmuseum). Der Verkaufsraum des Museums ist beinahe so gross wie das Museum selbst, aber das Museum als solches gibt einen schönen Einblick darin, was man so alles Schönes aus Glas herstellen kann.

Im Glasmuseum von Hakone
Im Glasmuseum von Hakone

Anreise

Mit der privaten Odakyū-Linie 小田急線 fährt man von Shinjuku über Odawara 小田原 bis nach Hakone Yumoto 箱根湯本 (Endstation). Das dauert mit dem kyūkō 急行 ca. 1½ Stunden und kostet 1100 Yen. Wer entspannter reisen will, kann auch mit dem Romance Car ロマンスカー fahren. Ist nur unwesentlich schneller, kostet aber 1950 Yen. Der Clou – der Lokführer sitzt oben (siehe Foto), ein paar Passagieren sitzen ganz vorne. Theoretisch – denn die ganz vorderen Plätze muss man viele Monate vorher reservieren. Optional kann man auch mit den JR-Linien (interessant für Railpass-Besitzer) bis Odawara fahren. Dauert mit dem Shinkansen gute 40 Minuten von Tokyo-eki.

Praktisch: Mit dem Romance Car von Shinjuku direkt nach Hakone
Praktisch: Mit dem Romance Car von Shinjuku direkt nach Hakone

Und so geht es von Hakone-Yumoto weiter: Mit der Hakone-Tōzan-Linie 箱根登山, eine Art Spielzeugzeug, nach Gōra 強羅, dann mit der Seilbahn quer über den Berg und schliesslich mit der Fähre nach Hakone-machi 箱根町. Eine schöne Tour.

Beste Lösung: Am Schalter der Odakyū-Linie 小田急線 in Shinjuku den Hakone Furî Pasu 箱根フリーパス (Hakone-Freipass). Kostet 5,400 Yen und deckt alle Transportkosten bis und in Hakone ab! Erspart ständiges Fahrkartenkaufen und ist zudem zusammengerechnet billiger! Gilt zudem vier Tage lang.

Übernachtung

Wenn man in der Gegend übernachtet, dann standesgemäss in einer traditionellen Herberge (ryokan). Zum Beispiel in Ōhiradai 大平台 auf dem Weg nach Gōra gibt es sehr viele davon – fast alle davon sind an eine heisse Quelle (onsen) angeschlossen. Preise – inkl. Bad, üppigem Abendbrot und Frühstück, liegen meist zwischen 7’000 und 13’000 Yen. Ansonsten zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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