ChugokuYamaguchiHagi - ein echter Geheimtipp

Hagi – ein echter Geheimtipp

-

Lage von Yamaguchi
Region: 中国 Chūgoku
Präfektur: 山口 Yamaguchi

Hagi 萩

5 von 5 Sternen: Unbedingt Sehenswert
Name:

Hagi. Ist der Name eines in Japan typischen Strauches (lespedeza). Ortsnamen mit nur einem Schriftzeichen sind ziemlich selten in Japan.

Lage:

In der Mitte der Japanmeerküste der Präfektur Yamaguchi.
Die Stadt liegt auf einer grossen Insel am Meer – umflossen vom Matsumoto-gawa 松本川 und dem Hashimoto-gawa 橋本川 (gawa = Fluss), beides Nebenarme des Abu-gawa 阿武川.

Ansehen:

Eigentlich die komplette Innenstadt! Darunter besonders die Burgruine Hagi jōseki, die Viertel Jōkamachi, Horiuchi, alles entlang des Aiba-Kanals usw.

Hagi – Beschreibung

Hagi ist in mehrfacher Hinsicht gesegnet. Zum einen wäre da die Lage – eine grosse Insel am Meer, rundum geschützt durch Wasser sowie den Bergen im Hinterland. Zum anderen durch die historische Bedeutung und zu guter letzt dadurch, dass Hagi nie richtig gross war und die industrielle Revolution hier quasi nicht stattgefunden hat – was bedeutet, dass die Stadt nie gebombt wurde. Alles ist wie früher – hier findet man ein gutes Stück des feudalen Japans. Hinzu kommt auch noch, dass Hagi für seine hervorragenden Töpfereien, z.B. für bei der Teezeremonie verwendeter Keramik, über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

Wassergraben der alten Festung am Shizuki-Berg
Wassergraben der alten Festung am Shizuki-Berg

Heute hat die Stadt ca. 48’000 Einwohner und ist eher verschlafen. Seit 1603 war die Stadt jedoch Hauptsitz des Mōri-Clans 毛利氏, die mehr oder weniger nach Hagi verbannt wurden (mehr dazu siehe Hiroshima-jō und Geschichte der Momoyama-Zeit). Grosse Teile der Innenstadt sowie die Überreste der Burg stammen aus der Zeit nach dem Umzug des Mōri-Clans, also aus der Edo-Zeit (1603-1868). Da Hagi zu der Zeit Provinzhauptstadt war, liessen sich zahlreiche Samurai nieder – eine grosse Jōkamachi 城下町 (Burgunterstadt) entstand. Diese heisst in Hagi Horiuchi 堀内 und Hiyako 平安古.

Nichts ist kaputtsaniert - der ursprüngliche Charme bleibt
Nichts ist kaputtsaniert – der ursprüngliche Charme bleibt
Horiuchi – das alte Samuraiviertel
Horiuchi – das alte Samuraiviertel

Hinzu kommt noch die mehr im Norden gelegene Teramachi 寺町 – ein Viertel mit vielen alten, schönen Tempeln, die hier Mauer an Mauer stehen. Ein weiterer Höhepunkt des Stadtzentrums ist der südöstliche Zipfel der Insel, durch den der nur einen Meter breite Aiba-kanal 藍場川 fliesst. Gesäumt ist der Kanal von etlichen alten Residenzhäusern – zum Beispiel der Katsura Tarō-Residenz 桂太郎旧宅 oder der Yukawa-Familienresidenz 旧湯川家屋敷. Im Aiba-Kanal selbst tummeln sich hunderte koi 鯉 (japanische Zierkarpfen) unterschiedlichster coleur und sehr hungrig – für eine Handvoll Yen kann man auch Futter für die wohlgenährten Tierchen kaufen.

In der Katsura Tarō-residenz
In der Katsura Tarō-residenz
Verkehrskollaps im Aiba-Kanal: Gefrässige koi
Verkehrskollaps im Aiba-Kanal: Gefrässige koi

Nicht nur auf der Insel gibt es einiges zu sehen, sondern auch ausserhalb: Östlich der Altstadt, auf einem Berg, befindet sich zum Beispiel grosse Tōkō-ji 東光寺 (Tempel des östlichen Lichtes). Dieser Tempel ist ziemlich gross und diente dem Mōri-Clan als Begräbnisstätte. Allerdings wurden hier nur die „ungeraden“ Mōri’s begraben (also Mōri der I., der III. usw.) – die „Geraden“ wurden im Daishō-in 大照院 im Süden der Stadt begraben.

Unweit des Tōkō-ji befindet sich die Geburtsstätte und praktischerweise auch gleich das Grab von Yoshida Shōin 吉田松陰, der bei der Meiji-Restauration eine wichtige Rolle spielte.

Der Tōkō-ji im Osten von Hagi
Der Tōkō-ji im Osten von Hagi

Typisches Beispiel für Hagi-yakimono (Keramik)
Typisches Beispiel für Hagi-yakimono (Keramik)
Wie eingangs erwähnt, ist Hagi für seine Töpferei bekannt. Es gibt zahlreiche namhafte Werkstätten in und um Hagi. Die Keramik hat Tradition – bereits im 16. Jhd. brachte ein koreanischer Meister die Töpferei nach Hagi. Charakteristisch für die Hagi yakimono 萩焼もの (Hagi-Keramik) ist eine leicht unstete Form und manchmal bläulich, manchmal rötlich schimmernde, weisse Glasur. Sowie feinste Risse in der Keramik. Kaufen kann man sie direkt bei den Werkstätten, aber auch in Souvenirläden – viele davon konzentrieren sich rund um den Eingang zur Burgruine.

Blick Richtung Meer und Shizuki-Berg
Blick Richtung Meer und Shizuki-Berg

Hagi ist definitiv eine Reise wert – man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dies ist nicht, wie zum Beispiel im Fall von Kyoto, eine lose Ansammlung von Tempeln und Schreinen, sondern ein nahezu komplett erhaltenes, feudales Stadtbild. Schön ist, dass die Stadt nicht totgepflegt wird: Hier wohnen Menschen, Mauern bröckeln hier und da, alles ist lebendig und wird vorsichtig gepflegt. Schön ist zudem die Ruhe in der Stadt.

Da die Innenstadt ziemlich gross ist und auch zahlreiche Orte etwas ausserhalb liegen. empfiehlt es sich, ein Fahrrad zu mieten und damit umherzufahren. Sonst ist man nach Tagen noch nicht fertig. Fahrräder gibt es zum Beispiel bei der Jugendherberge (siehe unten).

Anreise

Gar nicht so einfach! Es gibt zwei Möglichkeiten: Von Südwesten oder von Osten her anreisen. Zuerst zu den Bahnhöfen: Die Bahnlinie verläuft ausserhalb der Insel und führt rundherum – im Osten, nahe des modernen Zentrums, liegt der „Hauptbahnhof“, genannt Higashi Hagi 東萩 (Ost-Hagi), im Süden und etwas weiter vom Zentrum liegt der Bahnhof Hagi 萩 sowie im Südwesten – nahe der Burgunterstadt und der Jugendherberge, der Bahnhof Tamae 玉江.

Alle Linien sind JR-Linien, also frei für Railpass-Besitzer. Der schnellste Weg war der Isokaze Ltd. Express いそかぜ. Der fuhr über Shimonoseki 下関 (1h 45′) bis nach Kokura 小倉 auf Kyūshū (zwei Stunden). Beides sind Shinkansen-Stationen. Leider legte JR diesen Schnellzug 2005 still – es bleiben nur noch langsame Züge, die an jedem Baum halten.

Heuer muss man erst nach Nagato 長門 (30 Minuten), dort umsteigen und dann nach Asa 厚狭 (1h 10′ von Nagato), wo man in die langsamen Shinkansen (Kodama) einsteigen kann. Die Verbindungen sind ziemlich schlecht – bis Fukuoka braucht man so gute vier Stunden! Kostet inkl. Shinkansen 5’650 ¥.

Wer nach Matsue Richtung Osten will, muss in Masuda 益田 umsteigen. Dauert insgesamt fast drei Stunden, wenn man von Masuda mit dem Super Matsukaze Ltd. Express スーパーまつかぜ fährt und kostet 4’200 ¥.

Übernachtung

Es gibt eine Jugendherberge ユースホステル gleich in der Nähe der Schlossruine und des Töpferei-Museums. Liegt somit ziemlich weit entfernt vom eigentlichen Zentrum mit den Restaurants. Die Atmosphäre ist nicht besonders und die Betreiber nett aber seltsam. Eine Übernachtung kostet sagenhafte 3’990 ¥ – trotz Mitgliedskarte und ohne Frühstück. Wer Fernsehen schauen möchte, zahlt gleich noch 100 ¥ pro Stunde. Diese Jugendherberge ist mit Abstand zu teuer (in Hiroshima bezahlt man gerade mal 1900 Yen)!!! Einziger Pluspunkt ist der Fahrradverleih: 100 ¥ pro Stunde oder 500 ¥ pro Tag sind okay. Wer zur Jugendherberge möchte, sollte am Bahnhof Tamae 玉江 aussteigen. Vom Bahnhof gerade aus, der Strasse erst nach links und dann nach rechts über die grosse Brücke folgen und an der ersten Ampel links – an der linken Ecke steht die Herberge. Zu Fuss vom Bahnhof ca. 20 Minuten – ebendso bis zum Stadtzentrum. Tel.-Nr. der Jugendherberge: 0838-22 0733.

Nachts werden in Hagi die Bürgersteige hochgeklappt! Die wenigen Ausgehmöglichkeiten konzentrieren sich in der östlichen Inselmitte, leicht zu erkennen an den vielen Ampeln.

Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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