KansaiNaraNara - die uralte Hauptstadt Japans

Nara – die uralte Hauptstadt Japans

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Region: 近畿 Kinki
Präfektur: 奈良 Nara

奈良 Nara

5 von 5 Sternen: Unbedingt Sehenswert
Name:Nara. Die alten Schriftzeichen bedeuteten „eher, mehr“ (na, andere Lesung „mushiro“ ) und „Freude“ (raku, andere Lesung „tanoshii“). Die Präfektur hat den gleichen Namen. Nara hiess anfangs auch kurz Heijō-kyō 平城京.

Lage:Im äussersten Norden der gleichnamigen Präfektur im Nara-Talkessel 奈良盆地. Bis Ōsaka im Westen sind es 35 Kilometer. Nara liegt im alten Kernland Yamato 大和.

Ansehen:Die ganze Stadt ist seit 1998 Unesco-Weltkulturerbe. Eigentlich ist alles sehenswert. Highlights sind der Tōdai-ji mit dem Daibutsu und der Kasuga Taisha-Schrein.

Nara: Beschreibung | Anreise | Übernachtung | Leserkommentare

Nara – Beschreibung

Nara ist heute Präfekturhauptstadt und mit rund 360’000 Einwohnern das Zentrum der Präfektur. Die ganze Gegend ist sehr geschichtsträchtig – im Süden lagen die ersten Hauptstädte Japans, Kashiwara 橿原 und Asuka 飛鳥; im Norden, nur durch eine Hügelkette getrennt, liegt Kyōto. Seit 660 v.u.Z. wanderte die Hauptstadt allmählich gen Norden. Nara wurde von 710 bis 784 u.Z. (siehe Nara-Periode) die Hauptstadt, und zwar die erste feste Hauptstadt (davor wurde, sobald der Tennō 天皇 verstarb, die Hauptstadt jedes Mal verlegt).

Nara wurde von Grund auf geplant – nach geomantischen Gesichtspunkten und im strengen Schachbrettmuster. Dies geschah nach dem Vorbild von Chang’an 長安 (nahe Xi’an in China). Damals war Nara um ein Vielfaches grösser und hatte schätzungsweise 200’000 Einwohner.

東大寺 Tōdai-ji

Der gewaltige Todaiji
Der gewaltige Todaiji

 

Der grosse Buddha im Todai-ji
Der grosse Buddha im Todai-ji

Am bekanntesten in Nara dürfte der Tōdai-ji 東大寺 (Grosser Osttempel) sein. Seit dem 6. Jhd. wurde der Buddhismus in Japan eingeführt – importiert aus China. Das ging nicht ohne Probleme ab. Es gab Buddhismus-freundliche Clans und feindliche Clans. Den Durchbruch verdankt der Buddhismus dem Prinzregenten Shōtoku Taishi 聖徳太子 ab dem Jahr 600. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Nara wurde selbiges ein Zentrum der neuen Religion. In einem Jahrhundert bildeten sich sechs wichtige Sekten – welche sich unter anderem dadurch unterscheiden, wie man die Erleuchtung erlangen kann und vor allem wer. So wurde 736 die Kegon-Sekte 華厳宗 von dem chinesischen Priester Dōzen gegründet. Die Kegon-Sekte ist die Erste, die sich vollkommen an die Mahâyâna-Lehre 大乗仏教 hält – auch „Grosses Fahrzeug genannt“. Demnach kann jeder die Buddhaschaft erlangen (im Gegensatz zum strikteren „Kleinen Fahrzeug“). Die Kegon-Sekte ist auch heute noch bedeutend und gehört zu den drei Sekten, die die Jahrhunderte (bald schon Jahrtausende) überlebt haben.

Der Tōdai-ji ist dabei der Haupttempel (honzan 本山) der Kegon-Sekte und birgt den grössten Holzbau auf der Erde – die Daibutsu-den 大仏殿 (Halle des Grossen Buddha). Was man heute sieht, ist eine Rekonstruktion aus der Edo-Zeit, genauer gesagt von 1709, und nur ca. zwei Drittel so gross wie das Original.

Zweiter Superlativ – der Daibutsu 大仏 (grosser Buddha) im Daibutsu-den. Der Daibutsu im Tōdai-ji ist wahrscheinlich die grösste Bronzeplastik der Welt. Gegossen 746, ist sie 16 m hoch. Verbraucht wurden 437 t Bronze und 130 kg Gold. Der Kopf (über 4 m hoch) fiel ein paar Mal herunter – bei Erdbeben, Zerstörungen der Haupthalle usw. Wer keine Zeit hat, Nara zu besuchen, kann sich auch den zweitgrössten Daibutsu Japans in Kamakura ansehen – das liegt in unmittelbarer Nähe zu Tōkyō.

Zum Tōdai-ji gehören zahlreiche weitere Gebäude – darunter ein Schatzhaus und ein Glockenturm (mit einer der grössten Glocken die es so gibt). In der Halle des grossen Buddha gibt es zahlreiche Holzsäulen – eine davon mit einem grossen Loch im Sockel. Die Legende sagt, dass, wer hindurchpasst, die Erleuchtung erlangt. Es ist ganz unterhaltsam, den Leuten dabei zuzusehen. Aber – Otto Normalverbraucher aus Deutschland braucht es gar nicht zu versuchen, das Loch ist wirklich sehr eng.

Zum Tōdai-Tempel gehören noch abgelegene Zweigtempel – so die Nigatsu-dō 二月堂 (Halle des Zweiten Monats) und die Sangatsu-dō 三月堂 (Halle des Dritten Monats). Sie sind keine 10 Minuten entfernt und liegen auf einem Hügel, von dem aus man einen guten Blick auf den Tōdai-ji und die Umgebung hat.

Binzuru-Holzskulptur
Binzuru-Holzskulptur

Rechts vor dem Eingang in die Daibutsu-den steht eine grosse, dunkle Holzskulptur. Sie stammt wahrscheinlich aus der Edo-Zeit und zeigt den Binzuru (sanskrit Piolabhradvya) おびんづる, einer der 16 Arhat (Jünger Buddhas). Ihm werden Heilkräfte zugesagt – man soll den Körperteil der Statue berühren, der einem selbst schmerzt. Dumm nur, dass die Binzuru-Figur am Tōdai-ji viel zu gross ist und man mit Ach und Krach gerade mal das Knie erreicht.

Zum Tōdai-ji läuft man vom Bahnhof eine knappe halbe Stunde. Eintritt kostet pro Person 500 ¥. Die Anlage ist meistens sehr, sehr gut besucht – keine japanische Schulklasse der weiteren Umgebung. die nicht einen Schulausflug zum Tōdai-ji macht.

Pagode des Kōfuku-ji: gojū no tō - Symbol Nara's
Pagode des Kōfuku-ji: gojū no tō – Symbol Nara’s

興福寺 Kōfuku-ji

Ein weiterer grosser Tempel Nara’s (einer der Sieben Grossen Tempel der Stadt) ist der Kōfuku-ji 興福寺. Im Jahre 710 wurde dieser Tempel von Kyōto nach Nara verlegt. Er war der Familientempel des Fujiwara-Clans 藤原氏 und bestand zu Glanzzeiten aus ca. 175 Gebäuden – von denen nicht viele die Wirren der Zeit überlebten. In der Nara-Zeit standen dem Tempel 100’000 Mönchssoldaten zur Verfügung! 1180 wurde der Tempel allerdings zerstört – Originalbauten blieben nicht erhalten. Die fünfstöckige Pagode (gojū no tō 五重塔) ist 50 Meter hoch, die zweitgrösste Japans und Symbol der Stadt Nara. Sie ist ein Nachbau von 1426. Die Anlage des Kōfuku-ji liegt unweit des Bahnhofs Nara, ist sehr weitläufig und schön. Eintritt kostet 500 ¥. Der Kōfuku-ji ist Haupttempel der Hossō-Sekte. In der Anlage gibt es eine bemerkenswerte Schatzkammer.

Rehe. Überall. Die Viecher sind in Nara omnipräsent – in den Parks, in den Tempelanlagen, vor Fussgängerampeln, wartend darauf, dass ein Nicht-Paarhufer den Knopf an der Ampel drückt usw. Sie sind quasi heilig (der Legende nach kam die Kriegsgottheit Takemikazuchi 建御雷 auf einem Reh nach Nara, um die neue Hauptstadt zu schützen) und dürfen sich frei bewegen. An Menschen haben sie sich lange gewöhnt und sind kein bisschen scheu. Im Gegenteil – wer nicht aufpasst, ist seinen Reiseführer oder irgendwo eingesammelte Pamphlete ruckzuck los. Kein Wunder, dass sie so prächtig gedeihen – an allen Ecken und Enden gibt es shika senbei 鹿せんべい (in etwa „Reh-Kekse“), die natürlich jeder kauft und verfüttert. Oder selbst futtert, wie man es bei einigen ahnungslosen, ausländischen Touristen oft genug beobachten kann.

Rehe - überall Rehe
Rehe – überall Rehe

春日大社 Kasuga-Taisha

Nara – das ist natürlich nicht nur Buddhismus. Auch Schreine gibt es in der Stadt. Einer davon ist der etwas abseits gelegene Kasuga-Taisha 春日大社 (Kasuga heisst Frühlingstag, „taisha“ ist ein Grosser Schrein). Der Schrein liegt schön versteckt auf einem Hügel im Wald und wurde dem Schutzgott der Stadt und weiteren shintōistischen Gottheiten gewidmet. Gebaut wurde er 768 – allerdings wurde die Anlage, wie auch der Hauptschrein von Ise (siehe Präf. Mie), eine Zeit lang alle 20 Jahre neu gebaut. Der Kasuga Taisha besteht aus vier identischen Gebäuden und zeigt deutlich chinesische Einflüsse (rote Balken usw.). Den Weg zum Tempel säumen an die 3’000 Steinlaternen (siehe dazu auch Takao), die nur zwei Mal im Jahr, so auch zum Obon-Fest お盆祭 am 15. August, angezündet werden. Eintritt zum Schrein kostet 400 ¥.

Im Kasuga-Schrein
Im Kasuga-Schrein

薬師寺 Yakushi-ji

Ein weiterer sehr bekannter Tempel in Nara ist der Yakushiji. Dieser stand eigentlich in einer anderen Stadt – und zwar in Fujiwara-kyō – wurde aber im Jahr 680 auseinandergebaut und an die heutige Stelle versetzt. Dies geschah auf Geheiss des damaligen Tenno. „Yakushi“ bedeutet soviel wie „Medizinmeister“ – gewidmet ist dieser Tempel nämlich Bhaiṣajyaguru oder „Yakushi Nyorai“ auf Japanisch, dem „Medizinbuddha“. Grosse Teile der Anlage wurden im Laufe der Jahrhundete zerstört oder aus anderen Gründen komplett neu aufgebaut, doch die dreistöckige Pagoda 東塔 Tō-tō (Ostturm) ist noch original und somit fast 1’300 Jahre alt.

Der Ostturm (Toto) im Yakushiji
Der Ostturm (Toto) im Yakushiji

In Nara und Umgebung gibt es noch viel mehr zu sehen (siehe auch Hōryū-ji). Man braucht weit mehr als einen Tag. Da die Stadt wesentlich kleiner als Kyōto ist, hat man eine angenehme Atmosphäre. Wenn die Unmengen an Touristen und Schulklassen nicht währen. Wer zwei Wochen und länger in Japan weilt, sollte sich Nara auf keinen Fall entgehen lassen.

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Anreise

Nach Nara fährt man am besten von Kyōto oder Ōsaka. In Nara selbst gibt es zwei Bahnstationen. Die eine ist der JR Nara eki JR奈良駅 („eki“ = Bahnhof), also interessant für Railpass-Besitzer, der andere ist der private Kintetsu Nara eki 近鉄奈良駅. Beide liegen im Zentrum und nicht allzu weit voneinander entfernt.

Von Kyoto fährt man besser mit der privaten Kintetsu-Linie. Das dauert mit dem Ltd. Express eine halbe Stunde und kostet gute 1’000 ¥, mit dem normalen Express kostet es nur die Hälfte und dauert 15 Minuten länger. Die JR Kansai-Linie braucht eine ganze Stunde und ist teurer.

So ziemlich das Gleiche gilt für Osaka. Die Kintetsu-Linie zum Bahnhof Nanba braucht eine halbe Stunde, kostet aber ebenfalls gut 1000 ¥. Die JR-Linie (fährt über Horyu-ji!) braucht 50 Minuten mit dem Express. Es fahren auch Busse von Tokyo direkt nach Nara. Kostet allerdings knapp 15’000 ¥ hin und zurück.

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Übernachtung

Ausserhalb übernachtet (siehe Unterkunft Osaka), deshalb keine speziellen Tipps. Es gibt aber genügend Möglichkeiten. Die Touristeninformation gleich gegenüber des Kōfuku-ji hilft bei der Suche. Zu allgemeinen Übernachtungstipps siehe Übernachtungstipps Japan.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

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