BlogDesign-Festa: Kunst, Kunst, Kunst

Design-Festa: Kunst, Kunst, Kunst

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Seit 1994 findet sie statt, und das zwei Mal im Jahr – dementsprechend findet in diesem Jahr die 30. Auflage des Design-Festa statt. Das Konzept ist denkbar einfach: Es kann jeder teilnehmen, der irgendetwas originelles macht, und zwar umsonst. Dieses Jahr sind es insgesamt 8,500 Künstler. Besucher bezahlen hingegen Eintritt, aber der ist recht zivil: Ein Tagesticket kostet 800 Yen im Vorverkauf, ansonsten 1,000 Yen vor Ort. Das Fest dauert zwei Tage – wer beide Tage gehen möchte, zahlt 1,800 Yen.

Das Hauptquartier der Organisatoren inkl. zweier Galerien liegt etwas versteckt in Harajuku, der Modehochburg von Tokyo. Die Gebäude kann man, so man die Ecke gefunden hat, kaum verfehlen (siehe oben). Die ganze Ecke dort ist ein Künstlerviertel, sehr ruhig, mit vielen interessanten Boutiquen und Cafés (so zum Beispiel das genial gelegene Café bzw. Restaurant zwischen den beiden Design Festa-Galerien).

Im Mai fand das Design-Festa in Odaiba statt, dieses Wochenende ist es in Big Sight, eines der grössten Ausstellungsgelände der Stadt (Rinkaisen: Bahnhof 国際展示場 Kokusai Tenjijō und Yurikamome-sen, Bahnhof 有明 Ariake). Das sind riesige Hallen, in denen sich alle möglichen Künstler einfinden – Kleidungs- und Schmuckdesigner, Kalligraphen, Kleinkünstler usw. usf. Grosser Vorteil: So die Künstler etwas herstellen, kann man es dort meistens auch kaufen. Und da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ansonsten ist die Atmosphäre natürlich fantastisch, da wirklich jeder mitmachen kann.
Oben eine Auswahl an „Dumme-Sprüche-T-shirts“, die es auch hier vereinzelt gibt. Praktisch: Das T-Shirt in der linken Mitte, dass da sagt „私はアメリカ人ではありません“ – Ich bin kein Amerikaner. Kann in Japan mitunter praktisch sein, und wer das anzieht, kommt bestimmt schnell mit den Einheimischen ins Gespräch.
Ach ja, auch Kulinarisch gibt es ein paar kunstvolle Sachen. Und zu guter letzt dürfen bei Kunst auch die Musiker nicht fehlen – aussen wie innen gibt es jeweils eine Bühne, in der viele Bands ca. 30 Minuten Zeit haben, sich darzustellen.
Darunter war heute eine Band namens 白病 Shiroyamai (zu deutsch: Weisse Krankheit), eine interessante Metal-Band aus Japan in bester Zombie-Manier. Webseite gibt es hier. Aufgrund des Regens schauten sich nur sehr wenige das ganze von Nahem an, aber die Band gab trotzdem alles – und war allen Anschein nach gut angetrunken. Unten ein Video des Auftritts, das ich heute aufgenommen habe:

Das Design-Festa wird übrigens auch im Ausland immer bekannter – mittlerweilen reisen Künstler auch aus anderen Ländern Asiens, aus Amerika, Australien und Europa an. Die Hauptwebseite (mehrsprachig, sogar mit deutsch) findet man hier.
Wer also morgen in Tokyo weilt und eh nichts besseres vorhat (es soll ja regnen), sollte mal vorbeischauen – es lohnt sich.
Das Wort des Tages: 芸術 geijutsu. Die Kunst.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

18 Kommentare

  1. komm grad aus Odaiba, die Design Festa war großartig!! Höre grad eine CD einer Jazz/Soul Band, die ich dort entdeckte und lieb gewonnen hab. Dazu ordentliche viele interessante Designs und Postkarten. Das hat mir als Künstler bislang in Tokyo gefehlt, diese fühlbare sprühende Kreativität die es in Berlin überall gab. Echt wunderbar, ich bin sehr angetan. Überlege nächstes Mal auch auszustellen, gab ja viele Fotografen da. Es ist allerdings, soweit ich weiss NICHT gratis als Künstler dort auszustellen, das kostet schon noch Miete.

    Die Metal Band war übrigens zum Weglaufen, mehr noch als der Regen ;)

  2. Das sieht ja super spannend aus bzw. liest sich sehr spannend. Mit ihren Bemalungen (oder Masken?) erinnert mich die Band irgendwie ein bisschen an Slipknot, die soweit ich das noch in Erinnerung habe immer mit Masken auftreten.

    Singt der eigentlich Englisch oder Japanisch?

  3. Interessant Interessant! Das T-shirt is auch nee feine Sache das werde ich mal nach bauen und erweitern “ 私はアメリカ人ではありません。ドイツ人です。“ So in etwa. Dann gibt es keine Fragen mehr, wo kommst du her…

  4. @Fritz
    Ich nehme mal an, Dir fehlt da das Metal-Gen :-) Man muss das Genre schon irgendwie mögen, sonst findet man das freilich zum Weglaufen…

    @Stefan
    Naja, Slipknot haben das ja nun auch nicht erfunden, dieses „corpse paint“ geht ja zurück bis in die 1970er, wenn nicht sogar noch früher… der Typ hat übrigens interessanterweise teils auf Japanisch gesungen – aber frag mich bloss nicht, was…

    @Blueschi
    Na ob ein so schnelles coming out gut ist!?

  5. War letztes Jahr an der DF in Odaiba, war schon toll und gab einige Entdeckungen. Allerdings auch viel ähem Ramsch, oder sagen wir es war offensichtlich dass jeder mitmachen konnte. Eine Booth kostet so weit ich mich erinnere, trotzdem eine tolle Chance für viele kleine Künstler (noch).

    @Fritz
    Diese sprühende Kreativität gibt’s zur Genüge, nur vielleicht nicht grad in Shinjuku oder Ginza. Und sehr wohl auch in zig anderen Städten quer durch’s Land, oft in Hinterhöfen oder älteren Gebäuden „versteckt“, dort wo die Mieten eben noch günstig sind.

    @blueschi73
    Aber aber, wie soll denn eine hübsche Japanerin Dich da noch ansprechen wenn’s keine Fragen mehr gibt? ;-)

  6. Ein Kollege von mir (Schweitzer übrigens) wollte unbedingt mal ein T-Shirt haben, wo drauf steht „馬鹿外人(の中に)“
    aus Protest, weil er sich immer so behandelt fühlte.

    Ich hingegen hatte mich mal gefragt, ob man auf Japanisch die Pointe von „I am not fucking stupid, but I would“ in Japanisch rüberbringen könnte ;)

    Ansonsten halte ich das „ドイツ製“ Mit Schwarz rot goldenem Untergrund für Hinweis genug :D

    Oder für einige Leute das T-shirt „ぼくの体はビールで出来ているんだ“ dürfte sehr hilfreich sein ;)

    Der Renner war immer noch die Dame mit dem Spruch in Englisch quer über ihre Brust auf einem „Hinweisschild“ mit schwarz gelber Umrandung,
    „District physical exercise area“

    und nein, sie konnte kein Englisch! ;)

  7. Nachtrag @Blüschi
    ich meine, man muss sich ja kurz fassen…
    auf meiner Brust/Rücken z.B. kann man ja die Edda in Leserlicher Schrift drucken.
    Aber nicht jede Brust ist 4XL ;)

  8. Ist das wirklich noch so das man als „Westler“ automatisch für einen Amerikaner gehalten wird ? Denke doch, das es sîch in den Städten schon herumgesprochen hat, das es auch Besucher aus anderen Teilen der Welt gibt.
    Werde auf jeden Fall nicht mit einem Schweizer Kreuz rumlaufen nur damit keine voreiligen Schlüsse gezogen werden. Zumal das Schweizer Kreuz auch als Fashion-Design durchgehen könnte

  9. @Heydal
    ja leider oft der Fall besonders in Gegenden mit hohem Ami Anteil, z.B. Tokyo
    zu dieser Art der Beleidigung gibt es 2 Steigerungsvarianten
    a) „Army?“
    b) „English Teacher?“

    Es sind die einzigen Momente wo ich meine Fassung schwer halten kann und doch langatmig die Sache dann kläre.
    Interessant ist das Japaner in Ballungszentren entweder die USA fast abgöttisch lieben oder (meist wenn eine US-Base in der Nähe ist) sie genauso stark ablehnen (warum bloss?).

    Ich finde es aber oft interessant wie man durch die Verneinung des Amerikanertums doch meist einen Pluspunkt erlangt. (Besonders auf dem Land nach meiner Erfahrung)

    Öfter kann einem der folgende Witz passieren (besonders in Bierseliger Situation)
    man erklärt das man Deutscher ist und bekommt dann folgendes auf Englisch an den Kopf
    „Ahhh Doitsu and Japan looooong time Friendship! mhhh
    But next time without Italians…! Kanpai!“
    Ich weiß da nicht so recht was ich sagen soll und lache dann doch in der Hoffnung das es ein Ausdruck Japanischen Humors ist.

  10. @Heydal
    das mit dem Schweitzer Kreuz hat besagter Kollege aus der Schweiz echt gemacht.. aber es war ein witziges weil das (weisse) Kreuz aus kleinen Spermiencartoons bestand und sich an einer Ecke „auflöste/verdünnte“ so das man sie einzeln schwimmen sah…

    ich fand es lustig die Damen auch wo ich es mitbekam das sie den Witz bemerkten.

  11. Ha, den Satz „私はアメリカ人ではありません“ konnte ich sogar verstehen :-) (@Heydal: was machen die Kanas?), obwohl das watashi musste ich erraten. Wenn der Satz nicht noch auf Englisch darunterstehen würde, wäre es noch viel cooler. Würde ich mir auch drucken lassen, aber ohne irgendwelche Zusätze das ich Deutscher bin, dies sollen die Leute selbst erfragen.
    Ich bin in meinen drei Wochen Japanaufenthalt auch mehrmals angesprochen worden, ob ich Amerikaner bin (allerdings auch von Nichtjapaner). Interessanterweise häufig auf Japanisch angeredet worden, gar nicht mal auf Englisch.

  12. @Tabibito kommt drauf an auf was du stehst… LOL nee mir ist es lieber wenn ich meine Ruhe hab, z.B. auf Arbeit fragt mich jeder neue Kunde wo ich den her bin ich denke dafür ist das „私はアメリカ人ではありません。ドイツ人です。“ genau richtig.

    @Micha Nah hier hat wohl jemand Langeweile? So lang ist der Spruch nun auch wieder nicht das man gleich 4XL haben muss ums lesen zu können. Keine Sorge mein Grosser, ich mach das schon *LOL*…

  13. @ Juergen
    Frag lieber nicht, bin schier am verzweifeln. Nicht unbedingt nur die Schriftzeichen sondern die Bandbreite an möglcihen Variationen der Schreibweisen treibt mich in den Wahnsinn.
    Zudem habe ich mit Hiragana angefangen, und nicht mit Katakana, so wie es Heisig empfiehlt. Was hab ich mir nur dabei gedacht ?

  14. @topic:
    Tja, leider gerade erst in Tokyo angekommen, also die Design Festa verpasst. :(

    @t-shirts:
    Hmm, also ich bin in den letzten Tagen auch einige male angesprochen worden. Allerdings immer direkt mit der Frage, wo ich denn her komme, und nicht ob ich Ami sei ;)
    War aber immer das lustige Spiel von „Japaner fragt auf Englisch, ich antworte auf Japanisch (oder versuche es zumindest)“.
    Und so hilfreich ein Herkunftshinweis auf dem T-Shirt sein mag, im Onsen hilft das wenig ;)

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