BlogDer Osten macht sich im Osten breit

Der Osten macht sich im Osten breit

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Wenn man lange genug in Japan wohnt – und ein „Freund voller Fleischtöpfe“ ist, um mal Bertold Brechts Leben des Galilei zu zitieren – kennt man nach nicht allzu langer Zeit seine Bezugsquellen für Stoff jeglicher Art. Wo man welchen Käse bekommt zum Beispiel. Oder anständiges Bier. Oder Mohn. Ganze Muskatnüsse. Wacholderbeeren. Rhabarber. Die Liste würde lang werden. Wahrscheinlich könnte ich damit einen kostenpflichtigen Infodienst gründen.
Trotzdem gibt es manchmal Überraschungen. Radeberger zum Beispiel ist mir im vergangenen Jahr zum ersten Mal aufgefallen, und es ist sogar, vergleichsweise, mit rund 2 Euro pro kleiner Dose recht bezahlbar. Köstritzer Schwarzbier war übrigens schon lange vorher in Japan, aber ich hab es mit dem Schwarzbier nicht so. Überrascht hat mich jedoch vor ein paar Tagen, was mich da aus dem Regal eines Spezialitäten-aus-aller-Welt-Laden anstarrte:
spreewaldhof
Sieh mal einer an – Spreewaldhof! Aus der Heimat! Kostet zwar drei Mal so viel wie in Deutschland, aber das läßt sich nun mal nicht ändern. Ob ich es gekauft habe? Letztendlich nicht, da ich kein grosser Fan von Konservenessen bin. Immerhin ist Ostdeutschland damit in Japan bereits durch zwei Sorten Bier, Spreewaldhof und dem Ampelmännchen vertreten. Als nächstes bitte ich dann um Bautz’ner Senf und Nudossi.
Und doch gibt es noch immer Dinge, die ich auch in 10 Jahren noch nicht gefunden habe. Räucherspeck zum Beispiel. Nein, keine Pancetta oder Lard, sondern schlichter Räucherspeck. Ich habe mich mal mit einem Metzger in Japan darüber unterhalten, und er meinte, dass die Schweine in Japan keine so dicke Schwarte haben. Ach, und wo wir schon bei Konserven sind: Anständige Tiefkühlpizzen vermisse ich, dass gehörte früher einfach zu meiner Diät und musste ersatzlos gestrichen werden. Das ist aber wahrscheinlich letztendlich auch besser so.
Wer hat noch Tipps zu deutschen Lebensmitteln in Japan – abseits von Seijō Ishii, National Azabu und Meidi-ya? Dann nur her damit!

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

16 Kommentare

  1. Ich habe erst gestern JUMBO LKWs nach Radeberg verfrachten lassen und glaube das was exportiertes Bier in Japan angeht wenn überhaupt ist es ziemlich teuer, das einheimische dagegen ist miserabel, nach all dem was ich in Tschechien, Deutschland und in anderen Ländern probiert habe schmecken Kirin und Asachi fast nach Wasser, also hat Mitsubishi für das eigene Bier nicht viel getan, woher den auch ;-))). sonst wie man so schön sagt, wenn man in Japan nicht besonders teuer auskommen möchte müsste man das einheimische Kost essen, je westlicher desto teurerer.
    In Tschechien vermisse ich einige Dinge aus meiner früheren Heimat und nur die wenigsten kann man frisch mit den Lebensmitteln in Tschechien nachahmen, nicht mehr.

  2. Kaldi Coffee Farm. Internationale Konserven und Kühlware, Rotkäppchen Landrahm ist der Favorit meiner Kinder, Lindt Schokolade und Toblerone werden immer wieder gerne gekauft. Spreewaldgürkchen haben wir auch schon gefunden. Tiefkühlpizza allerdings nicht – wir machen Pizza selbst.
    Lass es Dir schmecken!

    • Bei Kaldi bin ich auch Stammkunde! Das ist mein bevorzugter Kaffeebohnendealer…
      Pizza machen wir eigentlich auch selbst — aber bestimmt nicht, wenn es ein ganz langer Tag im Büro war :)

  3. In Osaka gibt es im Hautbahnhof Osaka, Richtung Hearton Hotel bzw. Post, einen kleinen Supermarkt, wo es Schöfferhofer zu kaufen gibt. Unerhört teuer, aber ich hab trotzdem eins gekauft.

  4. In Saitama gibt es einen „deutschen“ Bauernhof. Der hat gute Leberwurst und echtes Brot. Kann man auch bestellen und wird dann zugeschickt. Die waren mal auf dem Fest der deutschen Botschaft am 3. Oktober.

  5. Zeno, bitte Angabe einer Webseite oder so! Denn das waere schon was, wenn man da „aus der Ferne“ bestellen kann.
    Naja, Gummibaerchen gibt’s auch bei Kaldi, aber dass der gute Tabibito da den Kaffee kauft, bei dem Preis. Kannste doch auch aus Deutschland schicken lassen. So mach ich es zumindest alle „Jubeljahre“.

    • 200 Gramm frische Bohnen für um die 500 Yen… das finde ich ehrlich gesagt nicht so schlecht! Da unsere Maschine Bohnen frisst, ist Kaldi preislich gesehen sogar die beste Wahl, wenn man die Qualität bedingt.
      Und wehe die haben ihre Jubiläumstage – da kostet Kaffee nur die Hälfte. Meine Frau hat deshalb neulich dort sage und schreibe 15 mal Kaffee gekauft. Das reicht für die nächsten drei Monate…

  6. Was hier glaube ich noch nicht genannt wurde:
    Linde, Tanne, die „Shibuya Food Show“ (Baeckerei Andersen + lecker Wurstladen)
    In Ikebukuro in der Ekichika gibt es einen Laden der verkauft saure Kirschen im Glas … fuer nur 1000 Yen oder so. … naja immerhin kann ich so pommersche Kirschsuppe machen, wie sie mir Opa damals beigebracht hat.
    Ikea ist auch gut, da gibt es sauren Hering im Glas und leckeren Dillsenf.
    Meine Frau hat im Internet Sauerteig-Bakterien gefunden und kauft Roggenmehl im Supermarkt um die Ecke um damit lecker Brot zu backen. Die Bakterien kann man immer wieder benutzen, so dass ausser dem Mehl und den Stromkosten keine Kosten entstehen … unser Brot kostet also wahrscheinlich weniger als beim Baecker.
    Ich weiss nicht, ob du mit Raeucherspeck dasselbe meinst wie ich, aber das was ich darunter verstehe habe ich letztens in meinem Supermarkt gefunden (zum ersten Mal in Japan gesehen).
    Was ich bisher noch nicht gefunden habe: Krautsalat
    Was nur sehr selten / schwer zu finden ist: Quark

    • Hi Lori.
      Könntest du bitte etwas genauer beschreiben, wie du das Brot backst? Backautomat, Knetmaschine, selber kneten, Ofen? Vielleicht sogar ein Rezept?
      In welchem Supermarkt bekommst du das Roggenmehl?
      Und wie ist die Internetseite der Sauerteig-Bakterien?
      Bei uns in der Nähe haben die meisten Bäckereien kein Roggenbrot. Und falls doch, ist das Brot sehr klein, teuer und reicht gerade mal für eine Mahlzeit.
      Japanisches Brot ist einfach zu weich und meistens weiß, also nicht so gesund.
      Bei Costco kann man 2 Laibe Brot für zusammen 700 Yen kaufen, aber das Wahre ist das auch nicht und es ist auch zu weit entfernt.
      Vielen Dank schonmal.

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