BlogBis da kein Gras mehr wächst

Bis da kein Gras mehr wächst

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Nun beginnen die Behörden in Japan, Druck zu machen: In jüngster Zeit mehrten sich Fälle von Drogenmissbrauch in Japan – so zum Beispiel im Falle der russischen Sumoringer vor ein paar Monaten. Etliche Studenten flogen deshalb auch schon von ihren Unis. Drogenmissbrauch in diesem Fall bedeutet Gras rauchen. Und Gras steht ja laut Gesetz in Japan und in den Köpfen der Menschen auf der gleichen Stufe mit Heroin, Kokain und was es sonst noch so gibt.
Wenn es da nicht eine Gesetzeslücke gäbe – der Verkauf von Hanfsamen ist nicht verboten. Es gibt sogar Gebrauchsanleitungen von den Händlern dazu, wie das Zeug am besten gedeiht. Das ist den Politikern nun ein Dorn im Auge – Regierungsbehörden rufen Internetprovider zur Selbskontrolle auf, damit solche Seiten aus dem Netz verschwinden. Ist natürlich potentiell sehr effektiv – der Gedanke, das in der Abkürzung WWW die zwei Wörter „World Wide“ stehen, scheint fremd zu sein. Nun ja. Irgendwas muss ja getan werden gegen die wuchernde Unsitte des Grasrauchens.
Ach ja, Komasaufen, bei dem alljährlich ein paar Studenten das nächste Semester nicht erleben, weil sie von ihren Kommilitonen zum Trinken unglaublicher Mengen genötigt werden, bleibt weiterhin legal.
Der das schreibt raucht übrigens kein Gras und liebt ein gutes Bier. Ist jedoch kein Grund, die Sache nicht auch nüchtern zu betrachten.
Das Wort des Tages: 大麻 – taima – „gross“ und „Hanf“. Die Hanzpflanze. Gleichzeitig der offizielle Begriff für Gras, Haschisch, Pott, Tüte… und was es sonst noch so für Begriffe dafür gibt.

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tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

11 Kommentare

  1. @BigAl
    Du meinst also die Japaner sprechen deshalb so schlecht englisch, weil die vom Staat dummgehalten werden um die Bürger besser kontrollieren zu können? ;-)

  2. @BigAl
    Das ist schon klar. Aber man muss kein Englisch können, um seine japanische Webseite in Amerika oder sonstwo hosten zu lassen.

    @Juergen
    Aber nein, was für eine abwegige Idee! Jetzt sag bloss noch, die Fernsehshows, die sich immer ums Essen drehen, tragen auch zur Verdummung bei! Nicht doch!

  3. Nun ja das dass sperren von Seiten nicht die kleverste Idee sein würde, ist klar.
    Aber das scheint doch eher ein allgemeines Problem der Politikerkaste zu sein die auf die technischen Entwicklung mit klassischen Methoden versucht zu reagieren.
    Und man muss sich den Wahnsinn nicht nur in Japan ansehen. Auch Schäuble und Co in unserer Werten Heimat haben doch auch nix verstanden.
    Besonders unser geliebter Schäuble der sogar mal kurz das Grundgesetz umschreiben lassen will, nur damit er seinen Willen bekommt. (Ich wunder mich echt das der noch im Amt ist!)
    Oder sieh dir die Sache mit dem Politiker „der Linken“ an der mal kurz Wikipedia (DE) vom Netz nehmen lies, nur weil dort etwas über seine SED/STASI Vergangenheit stand.

    Zu dem Thema Hanf… nun ja ich bin z.B. gegen eine allgemeine Legalisierung. Ich habe an der Uni zu viele Hanf-Leichen erlebt, die sich ihr Hirn weggekifft haben.
    Auch habe ich erlebt wie Hanf als Einstiegsdroge wirkt, nur würde ich sogar u.U. Tabak dazu zählen.
    Ich erkenne aber die medizinische Wirkung von Hanf besonders in der Krebstherapie an.

    Obwohl es für die Politiker sicherlich wünschenswert wäre wenn die Leute mit Hanf „ruhig gestellt“ werden… Panem et Circensis halt.

  4. Viel bedenklicher als der Politiker der Linkspartei der sich seine Vergangenheit vom Staat retouchieren lassen will, finde ich den Umstand dass ein deutsches Gericht diesem Ansinnen, wenn auch nur kurzfristig, nachkommt. Kann mir dies eigentlich nur so erklären, das der Richter nicht wusste was Wikipedia ist, bzw. welche Bedeutung ihm im WWW zukommt.
    Ich halte Cannabis für keine grössere Einstiegsdroge als Tabak oder Alkohol. Tatsächlich stellte das Bundesamt für Gesundheit fest, das der Konsum von Tabak wesentlich Gesundheitsgefährdender sei als das sproradische kiffen von Hanf. Der medizinische Nutzen von Cannabis in der Schmerztherapie sei hierbei nur am rande erwähnt. Und um es klar zu sagen, nein ich habe persönlich nie gekifft. Auch dem Tabak oder Alkohol habe ich widerstanden. Bei einem Coup Denmark mit heisser Schokoladensauce allerdings sieht die Sache ganz anders aus. Gottseidank ist sowohl Eiscreme als auch Schokolade, von der Obrigkeit noch nicht als Genussmittel mit Suchtpotenzial erkannt worden. Hmmmm….. ich geh mal kurz schauen was die Tiefkuhltruhe mir anzubieten hat. Heydal.

  5. Hej Tabibito! Danke Reisender für deine wirklich unfassbar gute Seite, ich könnte Tage verbringen und stöbern aber ich muss jetzt wirklich weiter 漢字 lernen. Ich habe dich mal bei mir verlinkt ich hoffe das ist in Ordnung so. Bin gespannt ob Cannabis nun in der Schweiz legalisiert wird.
    Grüße aus Sendai
    Herm

  6. Hm ziemlich die gleiche Situation wie hier was das Kaufen angeht, allerdings sieht man es in Deutschland zwar nicht gerade eng, aber härtere Drogen gibts für uns trotzdem.
    Leider ist die Politik noch nicht so weit es zu legalisieren und mit Steuern usw Kohle zu scheffeln.
    Solln sie sich halt weiter um die Alkoholkranken kümmern…

  7. Die Volkksinitiative zur legalisierung von Hanf in der Schweiz ist mit 63,2 % abgelehnt worden. Bedeutet immerhin das über ein Drittel der Stimmbürger ein Ja eingelegt hat. Heydal

  8. Beim örtlichen Jugendsender des öffentlichen Rundfunks wurde genau über jene Angelegenheit des Canabisconsums an japanischen Unis und die Folgen berichtet (auch über den Konsum in anderen Ländern). Fand ich ja sehr spannend.

    Ich frage mich immer noch, warum um Cannabis weiterhin eine riesen Welle gemacht wird. Die gesellschaftlich anerkannte Droge Alkohol hat wesentlich schwerere Folgen für die Gesundheit (sowohl bezüglich der Abhängigkeit, als auch in Sachen Kosten). Außerdem ist die Pflanze nicht nur als Droge gut, sondern kann in vielfältiger Weise genutzt werden. Würde man das Verbot der Droge Cannabis aufweichen, könnte auch ein kostengünstiger Rohstoff zur Verfügung stehen. Die Droge wäre nur ein Nebenprodukt.

  9. „Nun beginnen die Behörden in Japan, Druck zu machen: In jüngster Zeit mehrten sich Fälle von Drogenmissbrauch in Japan – so zum Beispiel der Massenkonsum von Alkohol bei den allabendlichen Geschäftsessen und der tägliche millionenfache Tabakkonsum.“

    Ach so, darum geht es mal wieder nicht.

  10. Drogen an Universitäten? Entweder ich bin blind oder ich hab hier wirklich noch nicht einmal jemanden Kiffen sehen. Meine japanischen Freunde wissen noch nicht einmal wie die Pflanze aussieht. Ich glaub da muss man sich eigentlich keine Sorgen machen. Und ich denke in Deutschland ist die Situation dieselbe wie in der Schweiz. Als ob das ne Sensation ist, wenn bei Rockkonzerten einer kifft. Es ist eher eine Sensation wenn einer NICHT kifft.
    Herm

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