BlogDrastische Massnahmen: Striktes Alkoholverbot für alle amerikanischen Matrosen

Drastische Massnahmen: Striktes Alkoholverbot für alle amerikanischen Matrosen

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Einfahrt zum Militärstützpunkt von Iwakuni
Einfahrt zum Militärstützpunkt von Iwakuni
Da werden sich die tausenden US-Navy-Angehörigen in den Stützpunkten in ganz Japan aber bedanken: Ihr Oberkommando hat heute nach Gesprächen mit der US-Botschafterin Kennedy und Vertretern der japanischen Selbstverteidigungskräfte beschlossen, ab sofort ein striktes und unbegrenztes Alkoholverbot einzuführen. Dieses gilt nicht nur ausserhalb, sondern ausdrücklich auch innerhalb der Stützpunkte. Bedanken können sich die Matrosen bei Aimee Mejia, die vor ein paar Tagen auf Okinawa betrunken auf der falschen (für Mitteleuropäer: richtigen) Seite der Strasse fuhr und dabei zwei Zivilisten verletzte.
Das allein würde wahrscheinlich nicht für ein striktes Alkoholverbot ausreichen, doch es könnte sehr wohl das Fass zum überlaufen bringen: Vor cirka 3 Wochen ermordete ein 32-jähriger amerikanischer Stützpunktangestellter (Zivilangestellter, wohlgemerkt) eine 20-jährige Frau auf Okinawa. Und dies nur ein paar Tage, nach dem seine Frau ihr erstes Kind geboren hatte. Der Amerikaner ist geständig und sitzt nun in Untersuchungshaft.
Vorfälle dieser Art kommen für beide Seiten sehr ungelegen, denn Abe und viele andere Politiker wollen die Stützpunkte im Land behalten, doch seit nunmehr 20 Jahren versucht man, zumindest den Futenma-Stützpunkt aus dicht besiedelten Gebiet in Okinawa an die Küste zu verlegen, doch dagegen gibt es seit Bekanntwerden der Pläne vehementen Widerstand. Und natürlich gibt es auch Stimmen, die fordern, amerikanische Stützpunkte ganz aus Japan zu verbannen – nach Guam zum Beispiel. Um diese Stimmen zu besänftigen, greift man deshalb zu dieser drastischen Massnahme. Sie beinhaltet nicht nur ein Alkoholverbot, sondern auch eine Ausgangssperre an sich: Selbst wer ausserhalb des Stützpunktes wohnt, darf jetzt nur noch zu wichtigen Besorgungen (Einkaufen, Tanken usw.) raus in die Öffentlichkeit.
Dann hoffen wir mal, dass es nicht zur Meuterei kommt — zehntausende Militärangehörige müssen jetzt nämlich die Suppe auslöffeln, die ihnen eins, zwei Verrückte eingebrockt haben. Und quasi wie im Gefängnis leben.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Ich würde bei dem ganzen Aufruhr gerne einmal wissen, wie das Verhältnis von Delikten und Verbrechen der Einheimischen zur stationierten Bevölkerung ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die US-Amerikaner durchaus prozentual deutlich weniger Verbrechen begehen.
    Was ich immer noch nicht so ganz verstehe ist, warum man Futenma mitten in bewohntes Gebiet gebaut hat. Oder bewohntes Gebiet drum herum (Schule nebenan, in die dann ein Osprey abstürzt). Bzw. wer da _wirklich_ für verantwortlich ist, die amerikanische Administration vor Rückgabe, oder die japanische Administration.
    Meine große Befürchtung ist, dass die Amerikaner irgendwann abziehen, und dann Falken wie Abe & Co selbst das japanische Militär aufrüsten. Und ein Japan mit starkem Militär (wobei die ja jetzt schon technisch durchaus aufrüsten) und die manchmal befremdliche nationale Mentalität … ich denke da kriegen so manche eine schlechtes Gefühl dabei…

  2. „Ich könnte mir vorstellen, dass die US-Amerikaner durchaus prozentual deutlich weniger Verbrechen begehen.“
    Das halte ich für eine abenteuerliche These.
    Im Übrigen denke sind „ein zwei Verrückte“ die untere Schranke für eine Schätzung der Verrückten unter der Stationierten und eine für die US Soldaten sehr schmeichelhafte Schätzung.

  3. Herrlicher geschrieben! Dann hoffen wir mal dass es nicht zur Meuterei kommt. Hab jetzt mal etwas gesucht da ich erlich gesagt keine Ahnung hatte und bin fündig geworden. „Die United States Forces Japan umfassen rund 38.000 Soldaten und beschäftigen neben 5.000 amerikanischen auch 25.000 japanische Zivilangestellte.“
    So sicher wie die Anlagen der Amerikanner von außen aussehen sind sie hoffentlich auch von innen!

  4. Haben wir den 1. April?
    Ausgangssperre fuer all die, die ausserhalb wohnen? Womoeglich mit Familie? Wenn also beispielsweise die Frau auf dem Stuetzpunkt arbeitet und mit ihrem US-Amerikanischem Mann draussen wohnt, darf dann der Mann nicht mal (gehen wir jetzt von Yokosuka aus) nach Tokyo fahren um sich ein Matsuri anzusehen oder wie oder was? Oder darf der Mann als Spouse schon, nur ohne seine Frau?
    Und was ist mit denen, die mit Japanern verheiratet sind?
    Na das wird fuer alle ja spassig…

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