BlogRap in Japan. Und es gibt sie doch: Politische...

Rap in Japan. Und es gibt sie doch: Politische Texte

-

Was mich an, wie sagt man so schön, „zeitgenössischer“ Musik in Japan schon jeher stört, ist die Seichtigkeit. In der Regel sind die Texte so seicht, wie es nur geht – wenn überhaupt, denn meistens hat man es nur mit einem sinnfreien Kauderwelsch aus Japanisch und Englisch zu tun. Aber das ist der Mainstream und wäre letztendlich so, als ob man die deutsche Musikszene an den üblichen Schlagerbarden misst. Oder an Helene Fischer, würde ich jetzt gern schreiben – leider habe ich noch nie etwas von ihr gehört, sondern nur einiges über sie gelesen, weshalb ich da mal lieber nicht vergleiche.
Heute wurde ich gleich auf zwei Ausnahmen aufmerksam – beides Rapper, die sehr wohl ziemlich politisch werden in ihren Texten. Der eine sagt mir dabei auch textlich zu, der andere eher weniger. Zum einen wäre da KEN THE 390, hier mit ZORN,NORIKIYO und dem Lied „Make Some Noise“:

In dem Stück geht es letztendlich darum, dass das Volk letztendlich nur veräppelt wird (unter anderem wird die Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke kritisiert) und das es doch langsam mal an der Zeit sei, die Stimme zu erheben. Nicht schlecht gemacht und professionell produziert.
Ein anderer ist show-k, eigenen Angaben nach ein 愛国ラッパー – also ein patriotischer Rapper. Und was patriotisch in Japan bedeutet, wissen wir ja. So heisst es dann auch in diesem Stück, dass sich gegen das Freihandelsabkommen der Pazifikanrainerstaaten, TPP, wendet: „selbst in Deinem heißgeliebten Korea“. Die Musik ist nicht schlecht, die Sprache gut – aber mir ist der Bursche dann doch etwas zu national. show-k & LB: TPP Swag:

Dabei fällt mir, dem Gelegenheits-Rap-Goutierer, ein, dass ich früher einmal der festen Überzeugung war, dass es Sprachen gibt, die sich für Rap eignen, und solche, die sich nicht eignen. Das hat sich geändert. Mit dem richtigen DJ, der richtigen Technik und passenden Reimen ist wahrscheinlich jede Sprache gleich gut geeignet.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

1 Kommentar

  1. Ist zwar nicht Rap, aber sehr politisch.

    … es gibt sie schon, die politisch abweichende Meinung. Sie hat nur keine Chance gegen LDP / Keidanren / Fernsehen / Zeitungen und viel zu viele alte Leute.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Soziale Medien

0FollowerFolgen
0FollowerFolgen
0AbonnentenAbonnieren

Neueste Beiträge

Geht der vielgerühmte japanische Kundenservice vor die Hunde?

Die meisten Japanbesucher sind meistens von der gleichen Sache begeistert -- dem berühmten Kundenservice. Stets lächelnd, reißen sich die...

Heimlich, still und leise… stumme Aushöhlung der Privatsphäre?

Es war schon ein dreistes Stück: Vor ein paar Tagen spazierte ein Mann in eine Goldausstellung des Edelkaufhauses Takashimaya...

Politiker der Woche | Akebono verstirbt in Tokyo

Der -- hier unregelmäßig -- vergebene Preis des Politikers der Woche geht an den Präfekturgouverneur von Shizuoka, der Präfektur...

TV-Tipp: Potsunto Ikken’ya

Ein Leser schrieb mich neulich an und bemerkte, dass es schön wäre, mal den einen oder anderen Fernsehtipp auf...

Puberulasäure und ein paar mysteriöse Todesfälle

Nahrungsergänzungsmittel, auf japanisch gern kurz サプリsapuri (Verballhornung des englischen Begriffs suppliments) genannt, sind ein großes Ding in Japan --...

Und wieder 5 Jahre warten — Verkehrssünden in Japan

Es war an einem hektischen Tag im November 2019 -- mit dem Auto fuhr ich die Route, die ich...

Must read

Die 10 beliebtesten Reiseziele in Japan

Im Mai 2017 erfolgte auf dem Japan-Blog dieser Webseite...

Auch lesenswertRELATED
Recommended to you

%d