Gestern kam nun ans Licht, dass Marineschiffe der Volksrepublik China am 30. Januar ein Schiff der japanischen Selbstverteidigungskräfte ins Visier genommen hatten – und zwar in der Nähe der umstrittenen Senkaku-Inseln. Ins Visier nehmen bedeutet heutzutage, jemanden mit dem Zielradar zu erfassen, und ab dort ist es bekanntlich nur noch ein Knopfdruck, bis es Bumm® macht. Nun hat es zwar nicht Bumm gemacht, aber undenkbar ist das natürlich nicht. Es muss dazu nicht mal einen Befehl geben – ein nationalistisch gesinnter Hitzkopf, und davon gibt es in diesem Winkel der Erde mehr als reichlich – am Abzug, und schon ist es geschehen.
Was würde dann passieren? Militärschläge? Wohl erstmal nicht. Was jedoch leicht geschehen könnte, ist ein Ausbruch willkürlicher Gewalt in Japan gegenüber Chinesen und Koreanern – egal, ob sie nur zu Besuch hier sind oder seit Generationen hier leben. Wie China darauf reagiert, falls jemand zu Tode kommt, möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Mit reiner Logik wird man nicht weitkommen, und den UN-Sicherheitsrat anrufen würde wahrscheinlich ziemlich sinnlos sein – mit China als ständigem Mitglied (wobei – was passiert eigentlich, wenn eines der ständigen Mitglieder in einen Konflikt gerät!? Verliert dieses Mitglied dann automatisch sein Vetorecht?)
Schaue ich mir die Kommentare zu dem eingangs genannten Vorfall auf Yahoo! Japan an, wird mir ganz anders: Ein Kommentator schwadroniert, dass Japan umgehend Stützpunkte auf den Okinawa-Inseln auf- und ausbauen müsse, um China (er benutzt dabei konsequenterweise ein heute oft als abwertend verstandenes Wort: 支那 (shina) – der Gebrauch dieses Wortes ist so üblich am rechten Tellerrand), einer „Nation von Verbrechern“, paroli zu bieten. Seiner Meinung nach ist es dabei auch nicht nötig, die Einwohner von Okinawa nach ihrer Meinung zu fragen (seit vielen Jahren hagelt es ja dort Proteste dort gegen Militärstützpunkte), da die Bewohner von Okinawa sowieso 国賊非国民 (kokuzoku hikokumin – Landesverräter & Unbürger) seien.
Woraufhin jemand von der Rikkyō-Universität (eine angesehene Uni in Japan) antwortet, den Kommentator als verrückten Hund bezeichnet und jener sich schämen sollte. Woraufhin wiederum andere Kommentatoren über den Rikkyō-Kommentator herfallen und ihn ob dessen angeblicher anti-japanischen Haltung geißeln. Ein Kommentator fragt sogar, ob der Rikkyō-Kommentator überhaupt ein 純日本人 – jun-nipponjin (reinrassiger Japaner) sei, und dass er doch gleich mal Nachforschungen diesbezüglich anstellen will (der Name scheint schließlich ein Klarname zu sein).
Nun gut, die meisten dürften selbst die Erfahrung gemacht haben, daß Nachrichten mit Kommentarfunktion allerhand, sagen wir mal „interessante“, Leute anlocken. Das ist bei der Online-Ausgabe der Tagesschau oder bei SPON nicht anders. Aber es ist weniger der oben Kommentar über Okinawa, der mich bedrückt – sondern die vielen „likes“, die der gute Herr da bekommen hat. Es sind nicht nur die Brandredner und Steinewerfer, die Sorgen bereiten – sondern die Leute, die drum herum stehen und klatschen. Bzw. heutzutage „liken“.
o_O langsam frag ich mich ob man wirklich so engstirnig/dumnm sein kann wie es mir einem ausenstehenden erscheinen mag!?!
von meiner hinsicht aus geht das japan-china-korea eck in eine richtung von der man sich im 21. jahrhundert nach 2 weltkriegen und zahlreicher kleinerer kriegen doch tunlichst fernhalten sollte.
ich frage mich ob die entsprechenden leute wirklich das meinen was sie da sagen und ob sie sich darüber im klaren sind WAS sie da wirklich von sich geben.
wenn ich sowas wie reinrassiger japaner lesen muss, fährt mir ein eiskalter schauer über den rücken, da muss ich leider an unsere eigene vergangenheit als deutsche denken >.<
es sollte doch wohl allgemein bekannt sein dass es sowas wie "reinrassig" nicht gibt und das ist auch gut so wenn man den genetischen pool betrachtet.
könnte man die senkaku inseln nicht einfach unter internationale Verwaltung stellen um diesen streit zuentschärfen der da die ganze zeit schwelt?
hat japan nicht wichtigere probleme umd die sie sich kümmern sollten als ein paar inseln wo kein schwein lebt? z.b. alters armut , sehr hohe selbstmord rate, sehr hohe schulden, umweltverschmutzung, überalterung der geselschaft, fukujima, fehlende zukunfts aussichten der jungen bevölkerung, wirtschaftliche rezession, …….?
„hat japan nicht wichtigere probleme umd die sie sich kümmern sollten als ein paar inseln wo kein schwein lebt“
Klar hat es die, aber die werden sich so schnell auch nicht lösen lassen. Ob jetzt die Politiker mit so was ablenken oder in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs wieder radikalerere nationalistische Stimmen laut werden… Es passiert nicht nur in Japan.
Leider gibt es diesen nationalistischen Wahn auch auf chinesischer Seite. Nun ja. Und was die Entwicklung der menschlichen Zivilisation betrifft: zu allen Zeiten gab es wichtigere Probleme als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, und auch trotz moderner Technik ist das heute wohl nicht anders. Wenn die Menschheit aus eigenem Antrieb da hinkommt innezuhalten und sich selbst an die Nase zu fassen dann haben wir Utopia. Idealistisch veranlagt glaub ich auch das das irgendwann noch passieren wird (wenn auch nicht zu meinen Lebzeiten).
Ich nicke jedenfalls mit dem Rikkyo Kommentator, so als Ex- Kommilitonin die fürwar genau zwischen den beiden Fronten Japan und China steht.
Glaub ich nicht. Menschen sind einfach zu egoistisch. Vielleicht wird mal aus den Ameisen was, wenn wir uns ausgelöscht haben…
So wie bei Alan Dean Foster was? (altehrwürdiger US- amerikanischer Science Fiction Autor)
Die waren auch nicht bessser als wir Säuger ;) .
Erschütternd wieviel zuspruch rechtes Gesocks in Japan bekommt. Die generelle Haltung, dass Japaner generell besser sind, hatten wir ja erst im vorletzten Eintrag bemerkt, aber langsam wird es widerlich. Ich kann mir einfach nicht erklären wie soviele Menschen so extrem dumm sein können (allein die Abe Wahl…). Welche Komplexe haben diese Völker den noch zu überwinden.
>hat japan nicht wichtigere probleme umd die sie sich kümmern
>sollten als ein paar inseln wo kein schwein lebt?
Wenn man die Inseln besitzt, so kann man nach internationalem Recht auch in einem Umkreis das Meer Hoheitsgebiet. Indem Bodenschätze vermutet werden. Es geht hier auch um knallharte wirtschaftliche Interessen; China hat nicht nur mit Japan, sondern auch mit zahlreichen anderen südostasiatischen Ländern Territorialkonflikte. Hinzufügen möchte ich noch, daß in China wirklich ein weitgehend offener, unverhohlener Rassismus Japanern gegenüber herrscht, daß einem die Spucke weg bleibt.
Damit will ich nicht nationalistische Tendenzen in Japan relativieren, sondern lediglich darauf hinweisen, daß eben alle beteiligten Länder dort sich nicht mit Ruhm bekleckern. Trotzdem erwarte ich von demokratischen Ländern wie Japan und Südkorea eben mehr als von China.
na ja das stimmt wohl
aber lohnt es sich auf lange sicht wirklich so ein klima in der region zuerzeugen wegen ein pack kleiner inseln mit deren noch nicht vollkommen erkundetet bodenschätze?
besonders da china und japan sehr wichtige handelsbeziehungen zueinander haben?
wenn man alleine schon die tourismus bereich ankuckt: http://asienspiegel.ch/2013/01/japans-wichtigste-gaste/
so ein konflikt ist ein direkter schlag ins gesicht der tourismusindustie, ich denke japan kann es sich in der derzeitigen lage eindeutig nicht leisten auch nur 1 job zuverlieren und damit killen die tausende und nebenbei fehlen dadurch auch noch wichtige devisen die sonst ins land strömen würden.
Diese Textpassage ist fast schon drollig:
„wobei – was passiert eigentlich, wenn eines der ständigen Mitglieder in einen Konflikt gerät!? Verliert dieses Mitglied dann automatisch sein Vetorecht?“
Die staendigen Mitglieder USA und Grossbritanien fuehrten erst kuerzlich einen voelkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak. Schon vergessen?
Sorry, muss natuerlich Grossbritannien heissen!