BlogSchleichende Angst

Schleichende Angst

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Langsam, ganz langsam scheint es hier mehr und mehr Leuten zu dämmern, dass Fukushima vielleicht doch nicht so weit weg ist (gute 200 km von Tokyo), wie so manch einer denken möchte. Noch immer scheint die Mehrzahl der Leute in unserem Bekanntenkreis sich nicht um die möglichen Konsequenzen zu kümmern – teilweise zurecht, wahrscheinlich, aber die völlige Ignoranz vieler Mütter mit kleinen Kindern ist schon erstaunlich.
Die verspätete Angst vor der Radioaktivität hat wohl mehrere Gründe. Zum einen liegt es, und das wird von Aussenstehenden gern vergessen, daran, dass wieder soweit Ruhe eingekehrt ist, dass man Luft holen und sich um andere Dinge Gedanken machen kann. Es gibt wieder alles zu kaufen, die Bahnen fahren wieder, Stromausfälle sind vorerst ausgesetzt und die Nachbeben haben halbwegs nachgelassen (während ich das gerade geschrieben habe, gab es ein Beben mit einer schwachen 5 vor Fukushima – aber das ist wirklich selten geworden).
Andererseits liegt es auch daran, dass mehr und mehr Informationen durchdringen. Zum Beispiel die, dass die von den Behörden bekanntgegebenen Messwerte zwar korrekt sind, aber doch irgendwo nicht beruhigend. Gern zitiertes Beispiel: Die offizielle Messstelle für Radioaktivität in der Präfektur Chiba (jede Präfektur hat solch eine Einrichtung) befindet sich in 20 m Höhe. Dort, wo sich Kinder zum Beispiel selten aufhalten. Das ist nicht unbedingt eine Gemeinheit – die Messstelle befand sich auch schon vor dem GAU dort. Aber nach solch einem grossen Atomunfall beruhigt diese eine, in 20 m Höhe gemessene Zahl, nicht unbedingt.
Zudem drang auch vor wenigen Wochen erstmals ans Licht, dass es auch in der Grossstadtregion durchaus regional sehr verschiedene Belastungen gibt. So fand man im Dreieck Tokyo-Saitama-Chiba einen sogenannten Hotspot, in dem 3 bis 5 mal mehr radioaktive Substanzen herunterkamen als im Durchschnitt (der Hotspot liegt in der Gegend um Abiko, Kashiwa, Matsudo und Ichikawa – man schätzt, dass ca. eine Millionen Menschen dort leben).
Da die von der Regierung veröffentlichten Daten entweder zu spärlich, zu spät oder gar nicht durchkommen, greifen nun viele zur Selbsthilfe: Mütter schliessen sich zusammen, um selbst Messgeräte zu erwerben, zu benutzen und die Werte zu veröffentlichen. Andere (so auch wir) schreiben an die Stadtverwaltung mit der Bitte um mehr Informationen und, so erforderlich, angemessenen Reaktionen. Und siehe da: 2 Tage später (bestimmt aber nicht wegen uns – sicherlich haben schon mehr deshalb geschrieben) veröffentlichte unser Rathaus Informationen: Nicht ohne Kritik an den oberen Stellen wurde dort verlautet, dass die Stadt nicht warten wollte und selbst Messgeräte anschaffte. Und schon die ersten Werte veröffentlichte. Nun wissen wir wenigstens, woran wir hier sind: Zwischen 0.1 und 0.25 Mikrosievert pro Stunde liegt die Belastung bei uns am Boden. Das ist eindeutig höher als normal, aber, so man das aus dem Wust an Informationen herauslesen kann, nicht übermäßig besorgniserregend.
Schwer ist es nachwievor, bei dem Wust an Informationen und Experten- und Pseudoexpertenmeinungen die Ruhe zu bewahren. Hier und da heißt es, Radioaktivität ist prinzipiell und egal in welcher Menge schädlich. Jedes einzelne radioaktive Atom sei da schon zu viel für Kinder. Das mag sein, aber naturwissenschaftlich gesehen halte ich Behauptungen wie diese, auch seien sie gut gemeint, für unlogisch. Die Definition von Gift ist weniger eine Definition der Substanz, sondern der Menge. Noch prekärer sind aber die Leute wie die Verwandte einer Freundin unserer Familie: Die meinte ganz ernst zu unserer Bekannten: „Dein Kind wird wegen der Radioaktivität 100% krank“. Nein, diese Verwandte versteht nichts von Radioaktivität. Und sie ist erst neulich einer seltsamen Sekte beigetreten.
Angst? Nein. Sorge? Nachwievor. Was wäre, wenn ich in Matsudo wohnen würde? Würde ich umziehen? Ich weiss es nicht. Wahrscheinlich aber schon. Wo liegt die Grenze? Schliesslich sieht die Lage weiter nördlich noch viel schlimmer aus. Vor einer Weile beschloss das Bildungs- und Wissenschaftsministerium (文部科学省), die zulässige Belastungsgrenze für Schulkinder heraufzusetzen: Nur in Schulen mit einer Strahlenmenge von 3.8 Mikrosievert pro Stunde und mehr wird festgeschrieben, dass Kinder maximal eine Stunde pro Tag draussen sein dürfen (13 Schulen betrifft das). Auf diese Entscheidung hin hagelte es wütende Proteste aus Fukushima, und das ist mehr als verständlich. 3.8. 0.2. Zahlen. Viele Zahlen. Mehr Antworten dazu als es Fragen gibt, scheint es. Aber wenigstens hat man jetzt das Gefühl, etwas mehr über die tatsächliche Belastung zu wissen.

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tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

27 Kommentare

  1. Danke für deine Informationen.

    Und wie sieht die Lage zur Zeit im zerstörten Norden aus ? Wie geht es dort mit dem Aufbau voran ?

  2. Eigene Erfahrung mit Menschen die mich umgeben.

    Man spürt, sieht, riecht und schmeckt es nicht also auch keine Gefahr, gepaart mit Unwissenheit, Gutgläubigkeit, Habgier, totaler Ignoranz.

    しょうがない [shoganai] Wadoku schreibt dazu [(ugs.) da ist nichts zu machen // da kann man nichts machen.] danach leben hier die meisten Leute.

    Frage, Antwort:
    Hab ich Angst, bin ich mir der Gefahren bewusst? Ich würde sagen ja.

    Warum bin ich hier? Ich hab mich für meine Familie hier und ein Leben mit ihr entschieden.

    Gibt es eine Alternative z.B. leben weiter weg von Fukushima? Nein für mich und meine Familie gibt es so eine Alternative nicht.

    Wir machen das was alle machen. Weiter machen wie gehabt…

  3. Ich weiß nicht ob es euch was nützt, aber auf http://odlinfo.bfs.de/ gibt es eine Deutschlandkarte mit den Werten in Deutschland. Da sieht man das 0.1 – 0.2 µSv/h auch in Deutschland nicht unüblich Werte sind.
    Eure ganze Situation erinnert mich unheimlich an die Tage nach Tschernobyl und kann das alles sehr gut Nachempfinden.
    Als Langjähriger stiller Leser wünsche ich dir und deiner Familie auf alle Fälle das beste und das sie die Lage da bald in den Griff bekommen.

  4. Ich verstehe manche Mütter bei euch, wenn sie an ihre Kinder denken und an die Gefahren, die wirklich auf euch zukommen, dann ist es schwer das auszuhalten. Ich wünsche euch alles Gute und dass viele Menschen den Mut haben, laut darüber zu reden und Veränderungen einzufordern, damit so etwas nicht noch mal auf euch zu kommt.

  5. Laut IAEA soll der GAU in Fukushima nicht wesentlich besser zu händeln gewesen sein. Was auch immer das bedeuten mag. Die IAEA ist ja auch durchaus ein Freund der Atomenergieindustrie.
    Aber der Bericht der IAEA verdeutlicht auch das Risiko der atomaren Energieproduktion. Vielleicht hilft das ja bei der Meinungsbildung!

    Ich wünsche ein gutes Händchen bei der Wahl der richtigen Entscheidungen.

  6. Es macht sich Resignation breit. Das habe ich auch bei mir selbst stark bemerkt (und ich lebe noch nicht vor Ort).
    Gut, wir als Gaijin haben meist einen anderen Bezug zum Leben in Japan- so kam es ja auch zu den vielen „flyjin“ und vielen internen Umzügen- aber für die, die nicht einfach weg können oder für die ein Umzug innerhalb Japans ausgeschlossen ist, bleibt keine andere Wahl als die Geschehnisse zu akzeptieren.
    Es breitet sich Schweigen aus, um das Leben ertragen zu können ohne an der Angst zu Grunde zu gehen.
    Ich möchte jetzt auch nicht daran denken, dass ich in Yokohama potenziell verstrahlt werden könnte, das mein Männe irgendwie in Gefahr sein könnte.
    (Wir haben uns allerdings darauf geeinigt, dass die Kinder vorerst in Deutschland bleiben und erst wenn sicher ist, das keine größere Gefahr mehr ausgeht, nach Japan kommen.)
    Die Sorge um ein größeres Ausmaß der Katastrophe bleibt, aber das Leben muss weitergehen und für Panik ist da definitiv kein Platz.

    @tabibito: könntest du evtl den Link für die Infostelle von Chiba an mich weiterleiten? Vor allem in und um Sodegaura die Werte sind für mich interessant- leider kann ich sie (des Japanischen noch nicht ganz so mächtig) nicht finden..

  7. Ich muss sagen, der Blog liest sich mittlerweile spannender als ein Krimi. Ich wünsche Euch wirklich nur das Beste und hoffe, dass Alles gut überstanden wird. Die Sorgen um die Kinder sind nachvollziehbar und wie du selbst sagst, irgendwo will man die Ruhe bewahren und ohne Panik agieren, andererseits muss man sich auch selbst einen Punkt aussuchen, an dem man die Grenze zieht. Allzu verständlich, dass beim Thema Familie diese Grenze nicht immer rational gezogen wird…

    Gruss aus Berlin

  8. Sehr schöner Artikel. Informativ und doch so persönlich. Wir wissen echt nicht was wir machen sollen. Eigentlich hatten wir vor, ab September 3 Monate wieder nach Japan zu kommen, aber wir sind „unentschlossen“. Blödes Gefühl.

  9. Noch ein wichtiger Nachtrag, von den Radioaktivitätskarten im Internet wurden die Werte für Japan entweder entfernt oder auf unter 0,1 mikrosivert gesenkt, wo noch vor 4 Wochen Werte von 6 mikrosivert angezeigt wurden ! Das ist physikalisch unmöglich zumal Fukushima mehr Radioaktivität denn je freisetzt. Des weiteren sind in Europa Geigerzähler bis März 2012 NICHT Lieferbar (wegen der bevorzugten Lieferungen nach Japan lautet die offizielle Erklärung). Wir können hier also keine eigenen Messungen vornehmen, mangels Messgeräten. Ich hatte eines bestellt mit Liefertermin 15.6.2011 und nun wurde der Liefertermin auf 25.3.2012 verschoben. In wie weit wir den hiesigen Messdaten trauen können wage ich nicht zu sagen.

    P.S. In der Schweiz wurden der ABC Truppe die Strahlenmessgeräte eingezogen !

    MFG Jack

  10. @bigal Und? Was genau willst du damit sagen? Verlasst alle Japan? Ich sag Dir mal was aber das bleibt unter uns! Selbst wenn die Reaktoren aufklappen wie eine Spieluhr mit einem Kasper drinnen, werde die Leute hier nicht anfangen davon zulaufen. Du kennst doch die Japaner hast ja oft genug über sie geschrieben.

    Würde mich wunderen wenn sich Japan zum Atomausstieg entschließt. Mehr als einen etwas verbesserten Tsunamischutz wird es wohl nicht geben.

  11. @Enrico: will gar nix damit sagen. Ich habe von meinem japanischen Exkollegen und Freund diese 2 Links bekommen und wollte Tabibitos Artikel damit vervollständigen.

    Der Kommentar, daß nun sogar die japanische Presse solche Vermutungen äußert, ohne daß es sich um gesicherte Tatsachen handelt, ist für mich ein Hinweis darauf, daß es leider stimmen könnte, bzw. daß die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist.

    Ausserdem ändert die NISA nun auch langsam ihre Nachrichtenpolitik, was ich recht interessant finde. Die westliche Presse wurde hier doch immer wieder als sensationsgeil kritisiert, was ja leider auch stimmt. Außer heute und tagesschau braucht man sich wirklich nix mehr ansehen.

    Einen Atomausstieg wird es in Japan nicht geben können. Dazu sind die wirtschaftkriminellen Strukturen viel zu mächtig und verkrustet. Auch in Deutschland ist die Sache noch lange nicht durch.

  12. Sehr geehrter Reisender,
    ich wollte mich bei Ihnen für Ihre, nach meiner Einschätzung, nüchterne und ruhige Berichterstattung bedanken. Ich komme mir in meinem Bekanntenkreis inzwischen, was das Thema Japan betrifft, sehr einsam vor und kann mir vorstellen wie Sie sich fühlen müssen, wenn Sie wieder einmal Post der besonderen Art bekommen. An die komischen Blicke, wenn erwähne, dass ich auch dieses Jahr wieder nach Japan fliegen werden, habe ich mich inzwischen allerdings gewöhnt.

    MfG,
    Tembridis

  13. Ganz lieben Dank für den Link.
    Ich bin jetzt zwar nicht die Person, die sich jeden Tag die aktuellen Messergebnisse anschaut, aber für einen Überblick zwischendurch beruhigt das dann schon ein wenig.

    @tembridis: ich bewundere, dass du mit den komischen Blicken umgehen kannst. Ich kann es nicht und würde am liebsten regelmäßig an die Decke gehen wenn wieder irgendein Kommentar kommt.
    Aber naja, Fukushima = ganz Japan und die Strahlung ist auch überall und zwar gleichstark. Aufklärungsversuche scheitern meistens. Leider.

  14. Hallo, ich kann mich noch daran erinnern, wie du in den ersten Tagen nach dem AKW-Unglück über die deutschen Zeitungen gelästert und geschimpft hast, die alles so schlimm darstellen! Scheinbar haben die Zeitungen doch nicht so übertrieben, da man nun ja weiß, das in allen 3 AKW bereits am gleichen Tag die Kernshmelze stattgefunden hat! Auch wenn ich mit euch mitfühle, so finde ich dennoch, das man nicht gleich wieder über die „bösen Deutschen“ herfallen sollte sondern sich objektiv informieren sollte bevor man so etwas schreibt! Es geht ja hier nicht um eine Würstchenbude die in die Luft geflogen ist, sondern um eine Technologie die der Mensch nicht beherrscht und die hochgradig krebserregend und tödlich ist! Es ist ein Verbrechen der japanischen Regierung, das diese kurzerhand die Grenzwerte für Kinder (!) auf Werte hochgesetzt hat, die vielen den Krebstod bringen wird! Die Informationspolitik ist ebenfalls verbrecherisch zu nennen. Man nimmt in Kauf das tausende Menschen verstrahlt werden und qualvoll sterben werden – Nur weil die Wirtschaft weiter laufen muss! Die Wirtschaft ist wichtiger als die vielen Menschen! Dieser Regierung kann man kein Wort mehr glauben!
    Dennoch alles Gute und Gesundheit für euch! Ich habs nicht böse gemeint, aber das mußte einfach auch einmal raus!

    Beste Grüße aus Köln
    Harald

  15. @bigal ach so nah dann meinen Dank fuer diese Informationen. Das Problem welches ich im ersten Komentar geschrieben habe besteht weiter man koennte meinen es interesiert die Menschen hier kaum bis garnicht.

    Was die Deutschen Medien angeht hast recht, sieht man ja ganz gut bei den neusten Ereignissen in Europa. Das System ist relatif einfach, wir hauen auf den Haufen drauf und landen damit auch den Treffer, ich selber schau nur noch Tagesschau und lese Die Welt das reicht mir vollkommen.

    Ich persoenlich denke das man mit Nachrichten die unbestaetigt daher kommen vorsichtig sein sollte. Wenn sie im nachhinein richtig waren… aber wenn nicht kann man doch boesse auf die Nase fallen.

  16. @Rose: Nun, ich habe möglicherweise einfach nur mehr Training darin Ruhe zu bewahren. Es gibt einen Haufen anderer Themen, bei denen mir durchaus der Puls steigen könnte, wenn ich die Reaktion meiner Mitmenschen auf Nachrichten beobachte. Ich wäre aber wahrscheinlich schon an Herzversagen verstorben, wenn ich mir das Aufregen nicht abgewöhnt hätte.

    Enrico bringt es auf den Punkt. Der Untergang Japans steht zwar immer noch nicht bevor (O-Ton aus verschiedenen Foren), aber „ganz“ so daneben hat man ja nicht gelegen. Gerade deswegen bin ich froh den Blog vom Reisenden gefunden zu haben. Alle mal aufschlussreicher als ein Reporter in Osaka.

  17. Die Kritik an den Medien, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum, scheint mir weiterhin gerechtfertigt. Es gibt Ausnahmen, leider kann man weder die ARD noch das ZDF dazu zählen.

    Blueschi hat es sehr gut beschrieben, es wird jetzt mit den Ereignissen um den EHEC Erreger wieder sehr deutlich. Die heutigen auf absolute Aktualität getrimmten Medien können nicht damit umgehen, wenn eine Sachlage über einen längeren Zeitraum unklar bleibt.

    Doch wie es in den Reaktoren wirklich aussieht, woher der Erreger wírklich verbreitet wird, sind Fragen auf die es keine sofort gültigen Antworten gibt. Punkt. Sich das einzugestehen, und zu akzeptieren fällt uns heutzutage schwer, nichtsdestotrotz sehe ich darin auch eine Chance. Zu erkennen wo unsere Grenzen liegen, und zu erkennen das unser Leben, unsere Umwelt nicht vollständig kontrollierbar und berechenbar sind.

    Eigentlich eine erfreuliche Tatsache.

    @ Harald
    Das sich einige der Szenarien der hiesigen Medien nun zu bestätigen scheinen, ändert leider nichts an der völlig überzogenen Berichterstattung nach dem Erdbeben. Ich erwarte Fakten, und sollte man sich genötigt sehen auf Spekulationen auszuweichen,weil die Nachrichtenlage nicht mehr hergibt, so muss dies klar als solches deklariert werden. Dies ist in keiner Weise geschehen. Es ist und bleibt ein Armutszeugnis was die, auch von mir früher geschätzten Abendnachrichten von ARD und ZDF, abgeliefert haben. Seriöse Berichterstattung geht anders. Wie das Beispiel der BBC eindrücklich zeigt.

  18. Nun kommen wir der Sache doch schon näher, das sind Fakten die Belegt sind, so wohl von Japanischer als auch von Tepco Veröffentlicht wurden. Gute Arbeit! So muss das sein und nicht. „Die Yomiuri schreibt, daß die Druckgefäße bei allen 3en durchgeschmolzen sein könnten. Wenn eine japanische Zeitung das bereits schreibt, und nicht die sensationsgeile westliche Presse.“
    Das sind Mutmaßungen wie sie auch von den Deutschen Medien gemacht wurden. Zugegeben deine Trefferquote seit dem 11.03.2011 ist erstaunlich hoch und um ein Haar hätte ich fast das selbe gemacht wie du aber ich hab mich dann doch der Werte meines Lebens besonnen und bin hier bei den Menschen geblieben die mich vor sechs Jahren in Japan ohne großes Nachfragen aufgenommen haben.

    Noch ein Zitat vom Tabibito selbst aus dem Artikel „Grosse Ostjapan-Erdbebenkatastrophe: Update XVIII“: [wer an Verschwörung glauben will, glaubt dran. Ich jedenfalls aber habe keinen Bedarf nach obskurer Literatur zum Thema.]

    Geht mir nicht anders :-)

  19. @Harald
    Ja, und ich stehe 100% hinter dem, was ich da geschrieben habe.
    Richtig, erst jetzt kommt das wahre Ausmass ans Licht. Was mich
    gestört hat – und nachwievor, auch bei anderen Themen – stört, ist die
    Tatsache, dass meiner Meinung nach gegen so ziemlich jeden Grundsatz objektiven
    Journalismus verstossen wurde und wird.
    Von objektivem Journalismus erwarte ich, dass informiert wird, und zwar auf
    Basis von belegbaren Fakten. Erst recht, wenn es offensichtlich um Leben und Tod geht.
    Im Englischen spricht man da zum Beispiel von „Weasel words“:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Weasel_word

    und die sollten eigentlich in guten Nachrichten nicht vorkommen: Die Nachrichten
    bestanden zu jener Zeit fast nur aus solchen Worten, so wie: „Viele Leute sagen…“,
    „man spricht davon dass“, „es wurde erwähnt, dass“, „Möglicherweise…“ usw. usf.
    Wer sagt das? Was ist belegbar? Woher stammt die Information? Versetze Dich bitte
    mal in die Lage der Leute vor Ort: Was wir hier in erster Linie brauchten, waren
    verifizierbare Aussagen und keine Mutmassungen von irgendwelchen Journalisten oder
    Politikern, die weder vor Ort sind/waren noch die hiesige Sprache sprechen.
    Mein Blog ist auch voller „Weasel words“ – so sehr, dass es mir manchmal selbst weh
    tut, aber ich bin auch weder Nachrichtenschreiber noch journalistisch ausgebildet.

    Die Nachrichten 3 Monate später auseinanderzuklamüsern und zu sagen „stimmt ja nun doch“
    ist ein seltsamer Ansatz. Nachrichten sind „News“ – und Nachrichtensprecher und -schreiber
    keine Propheten, auch wenn manches offensichtlich oder wahrscheinlich erscheinen mag.
    Hinterher ist man immer schlauer. Und vieles, was damals gesagt wurde, ist auch wohlgemerkt nicht eingetreten.

    Dass die japanische Regierung die Grenzwerte für Kinder einfach mal hochsetzt, ist eine
    andere Geschichte. Allerdings solltest Du auch das von zwei Seiten betrachten. Selbst
    Experten in Deutschland (weasel words! kann mangels Zeit jetzt leider die Quelle nicht
    suchen) haben gesagt, dass auch in Deutschland und anderswo die Ausweitung der Evakuierungszone
    soweit wie möglich herausgezögert werden würde. Ganz einfach, weil die Evakuierung von Millionen
    von Menschen kaum zu stemmen und ebenfalls viele Todesopfer fordern würde. Würde die
    Regierung nicht den Grenzwert erhöhen, wäre sie verpflichtet, weitere hunderttausende
    Menschen zu evakuieren – das ist aber logistisch im Moment kaum machbar.
    Ich nehme damit die Entscheidung der Regierung nicht in Schutz, aber auch diese Sachen müssen
    bedacht werden. Einfach Allen verbrecherische Absichten unterstellen ist etwas zu einfach.
    Mit Aussagen wie „Man nimmt in Kauf das tausende Menschen verstrahlt werden und qualvoll sterben werden –
    Nur weil die Wirtschaft weiter laufen muss! “ lehnst Du Dich übrigens ganz weit aus dem
    Fenster. Solche Sprüche, dass muss ich einfach mal so sagen, helfen niemandem weiter. Das ist
    schlichtweg genauso schlimme Propaganda wie die gegenteilige Propaganda von Tepco, das alles nicht
    so schlimm sei.
    Ich fasse Deine Aussage nicht als böse gemeint auf. Und es geht auch nicht um „German bashing“, ganz im
    Gegenteil.

    @BigAl
    Danke, das ist doch mal ein konstruktiver Bericht.

  20. Hi Tabi,

    du hast zwar Recht, aber darfst auch nicht verlangen,
    daß man Dinge, deren Beweis nur indirekt führen kann nicht mehr mit höchstwahrscheinlich anführt.

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