BlogHerr 33, bitte vortreten!

Herr 33, bitte vortreten!

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Einen Herrn 一一 (1-1 – in seinem Fall „Kazuhito“ gelesen) kannte ich schon. Auch einen 三七三 (3-7-3, Minami) gab es schon. Heute habe ich zum ersten Mal einen Herrn 三三 (3-3, gelesen: Sanza) getroffen. Ganz offensichtlich werden Namen in Japan gelegentlich wohl mit dem Knobelbecher entschieden.
Mit Zahlen gibt es da wirklich einige Wörter im historischen und modernen Japanisch, die man entweder kennt oder nicht – wenn man sie nicht kennt, hat man nicht die geringste Chance, diese Wörter richtig auszusprechen. Wie zum Beispiel
一二三四五六七 (1-2-3-4-5-6-7). Gelesen: Hajishirazu. Ein Wort- bzw. Kanjispiel. Acht heisst auf Japanisch „hachi“. -shirazu heisst „nicht kennen“. Alle Zahlen ausser der acht kennen, quasi. „Haji“ bezieht sich hier aber auf 恥 – die Scham. Ergo „schamlos“, eine schamlose Person.
十八番 (10-8-Nummer). Oft gelesen: Ohako. Bedeutet so viel wie Spezialgebiet, Steckenpferd.
Ach ja, auch der Name 一 (1) existiert wohl. Und zwar beginnt die Lesung in einem Fall mit „N“ (wenn mit lateinischen Buchstaben geschrieben). Vorschläge? Nur so viel: Die Lesung ergibt durchaus Sinn.
Mit Namen möchte ich gar nicht erst weitermachen – da gibt es noch viel mehr davon. In Japan gibt es übrigens laut Schätzungen zwischen 150,000 und 270,000 verschiedene Nachnamen (historische Personen eingeschlossen). In Deutschland wohl ungefähr ebensoviele. In China mit seinen 1.3 Milliarden nur ca. 4,000. Und in Korea ganze 274 Nachnamen – das erklärt die fast 9 Millionen Kim. Manchmal weiss ich nicht, was besser ist: Die spartanische koreanische Lösung oder die vertrackte japanische Lösung – bei der selbst Japaner oft nur mit Kopfschütteln auf Visitenkarten anderer schauen.
Hier noch eine interessante Seite zu Namen in Japan und anderswo – auf Japanisch: www.myouji.info/sekai.html.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

11 Kommentare

  1. im koreanischen gibt es einen spruch: wenn man vom berg baekdu einen stein wirft, trifft man ganz sicher einen kim ;-)

    aus diesem grund gibt es aber auch unterscheidungen unter den kims, so werden sie nach clans eingeteilt und es gehört auch oft zu den ritual-fragen bei der vorstellung, zu welchem clan man denn gehöre. dennoch erreicht das nichtmal im ansatz die deutsche/japanische vielfalt…

  2. Hat sich das Gesetz, dass Leute mit gleichem Nachnamen nicht heiraten dürfen, dann auf die Clans bezogen oder auf die Gegend? Ist das überhaupt noch aktuell?

  3. Der Clanname bezieht sich ja meist auf die Regionen, wo die Familie herstammt und da wohnen dann auch die meisten Leute, also ist es oft eine Uebereinstimmung.

    Man sagt ja „Andong Kim-ssi“

    Also „Kim-Clan aus Andong“, bzw. lustigerweise von manchen Koreanern in Dtl. so geloest, dass sie sich dann irgendwie Steffi Kim von Andong nennen ^^

    Mit dem Heiraten gibt es nicht nur bis zum 4. Grad innerhalb einer Familie Beschraenkungen, sondern teilweise auch bei Familien, die andere Nachnamen haben, aber trotzdem verwandtschaftlich verbunden sind.

  4. Es überschneidet sich zwar mit Tabibito’s Aufgabe, aber vermag jemand den Namen「一一」zu lesen? Ja richtig, 「一一」さん ist Familien- UND Vorname zusammen.
    Kürzer und simpler geht’s wohl nicht, im japanischen Schriftsytem wenigstens.
    In lateinischen Buchstaben hingegen wird’s ganz schön lang.

    Und die Lösung ist so frappant banal und verzwickt zugleich, dass man sich getrost auf die Stirn klappsen darf.

    Für Fortgeschrittene:
    「日日日」 = ◯◯◯さん?
    「一十三十一」 = ◯◯◯さん?

  5. 日日日=あきら=Akira
    一十三十一=ひとみとい=Hitomitoi

    Gratuliere milosz! Aber zugegeben es war etwas fies. Die mir bekannten Träger dieser Namen sind ein Schriftsteller und eine Sängerin, beide jüngeren Alters.
    Es kann aber gut sein, dass die beiden Künstler ein Pseudonym benutzen.
    Das „fiese“ ist, Namenskanji sind theoretisch beliebig lesbar.
    Bei der Namensgebung werden lediglich die Schriftzeichen registriert (Kanji, plus Hiragana/Katakana falls der Name eine Kombination ist). Die Lesung ist daher theoretisch frei.
    Wer also seinen Sohn 空気 (Luft) benennt, kann ihn dann auch deutsch „Luft“ rufen.
    Bei Namen gibt es eine gewisse Narrenfreiheit, solange man sich an die zugelassenen 常用漢字(Jōyō-Kanji) und 人名用漢字(Jinmeiyō-Kanji) hält.
    Der Name meiner Kollegin 四十沢(Aizawa) liess mich ab und zu grübeln, wie es wohl zu dieser Schreibweise/Aussprache kam.

    Und soeben stolperte ich über folgende interessante Seite:
    http://homepage1.nifty.com/forty-sixer/bunpu.htm
    Nun wisst ihr aus welcher Region meine Kollegin kommt.
    Ich mutmasse mal, es hat was mit dem lokalem Dialekt zu tun.
    Die Seite ist allgemein sehr interessant. Es gibt einige Artikel die Besonderheiten des Japanisch erklären.

    Den「一一」さん überlass ich mal Tabibito.

  6. Hm Zorro’s Markenzeichen war doch irgendwie anders…「一一」könnt aber durchaus ne Augenbinde darstellen.
    「一一」= にのまえ はじめ (ninomae hajime)
    Auch sehr logisch, ne?

    Weitere amüsante „Benamsungen“ und ne kurze Erklärung dazu:
    一 = にのまえ – 1 kommt vor 2
    二 = したなが – untere Linie ist länger
    十 = よこだて – waagerechte und senkrechte Linie
    春夏秋冬 = ひととせ – 4 Jahreszeiten sind gleichbedeutend mit 1 Jahr
    十 = もぎき – Vom Kanji「木」(Baum) wurden die Äste weggenommen
    月見里 = やまなし – Es gibt keinen Berg (yama), deshalb ist der Mond gut sichtbar
    Ja es wird zunehmends abstruser, deshalb hör ich hier auf.

    Ein einfacheres Beispiel ist die Sonnenblume. Die übrigens so heisst weil sie ihre Blätter und Knospen auf die Sonne ausrichtet, und nicht wie viele meinen der Blüte wegen.
    ひまわり – oder holprig deutsch übersetzt „Die sich nach der Sonne dreht“. Klingt fast schon indianisch.
    Die Kanji schliessen jeden Zweifel aus: 向日葵 – ausrichten, Sonne, Blume
    Wird manchmal auch mit 日車 (ひぐるま) bezeichnet, was so ziemlich ähnlich ist.
    Im Altenglischen hiess sie nicht „sunflower“ sondern „turnsole“.
    Auf Deutsch gibt es „Sonnenwenden“, diese stellen aber eine andere botanische Gruppe dar.

    Vielleicht kennt jemand die Anekdote von 東西南 (touseinan).
    Sollte man mal als 東西南 bezeichnet werden, schleunigst eine Dusche nehmen.
    Indirekt bedeutet das, dass man dreckig ist: 北がない = きたない
    Die Anekdote lässt sich hier leichtverständlich nachlesen:
    http://hukumusume.com/douwa/pc/kobanashi/10/13.htm

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