BlogWas passiert wenn... Trump gewinnt?

Was passiert wenn… Trump gewinnt?

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Wie wahrscheinlich in den meisten anderen Ländern auch ist man sich in Japan ziemlich einig in der Meinung über Ronald Trump. Bei der Umfrage von Yahoo! Japan, wen man am geeignetsten für den Posten des amerikanischen Präsidenten hält, lag Clinton mit 78,9% uneinholbar weit vorn¹. Beachtlich: Bisher haben fast eine Viertel Millionen Leser bei der Umfrage mitgemacht. Man verfolgt das Geschehen in den USA also auch in Japan, und — man hat regelrecht Angst davor, was kommen könnte, wenn Trump gewinnt. Einen sonderlich japanfreundlichen Eindruck hat der Kandidat nämlich soweit nicht gemacht, und das wird sich sicherlich auch nicht ändern. Eine Aussage lautete zum Beispiel

If somebody attacks Japan, we have to immediately go and start World War III, okay? If we get attacked, Japan doesn’t have to help us. Somehow, that doesn’t sound so fair.

(das Schöne an Trumps Reden ist, dass man sie nicht übersetzen muss – da reichen selbst rudimentäre Englischkenntnisse)
Das Zitat ist umso besorgniserregender, wenn man bedenkt, dass Trump eine besondere Vorliebe für Diktaturen hat. Wem wird er also eher vor den Kopf stossen – den Chinesen? Oder den Japanern? Was allerdings noch bei dem Zitat auffällt, ist seine Fähigkeit, ob nun gewollt oder ungewollt, den Zusammenhang zu ignorieren. Richtig – das Sicherheitsabkommen mit Japan ist in der Tat einseitig. Allerdings lassen sich die Amerikaner die Stationierung ihrer Soldaten in Japan auch ziemlich gut bezahlen. Ein anderes Zitat gibt ebenfalls Anlass zur Sorge:

I’m not angry at China and I’m not angry at Japan. They send us hundreds of thousands — millions of cars. We give them nothing. You look at a trade imbalance: we send them beef, and they don’t even want to take the beef. We send them wheat and they send us cars. The numbers are staggering.

Bereits vorher hatte Trump gedroht, dass man 38% Importzoll auf japanische Autos erlassen werde, wenn Japaner 38% Importzoll für amerikanisches Rindfleisch verlangen. Bekanntermassen ist Trump auch kein Freund des geplanten Transpazifischen Freihandelsabkommens, womit er allerdings ziemlich vielen Japanern einen Gefallen tun würde, denn das Abkommen hat auch in Japan viele Feinde.
Dementsprechend wurde heute die Nachricht, dass das FBI die Ermittlungen gegen Hillary Clinton wegen ihres unprofessionellen Umgangs mit dienstlichen Emails nicht wieder aufnehmen wird, positiv aufgenommen: Der Nikkei schoss in die Höhe, und auch der Dollar legte wieder etwas zu. Insgeheim hofft, nein, bangt Japan, dass der Trump-Spuk am 8. November vorbei ist.
Und nun zur allgemeinen Unterhaltung noch ein putziges Trump-Video aus Japan:

trump-video
¹ Siehe hier.

tabibito
tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

5 Kommentare

  1. Ich finde das nervig, wie sehr sich einige Leute darüber aufregen, tatsächlich war ich vor kurzem bei einem Gespräch anwesend wo gefragt wurde wen man denn jetzt wählen würde. Da mussten die anwesenden erst einmal daran erinnert werden, dass hier nicht der Bundeskanzler sondern der US Präsident gewählt wird.
    Und mal abgesehen davon wer gewinnt, er wird seine Agenda so oder so nicht durchsetzen können, weil er heftigen Gegenwind von mindestens einer Kammer des US Kongress bekommt. Von daher mache ich mir keine Sorgen über einen US Präsident Trump, dass wird dann eher so wie mit George W. Bush und den hat die Welt auch überlebt.

  2. Ich glaube, grundsätzlich können die Amerikaner heute nur zwischen Pest und Cholera wählen. Hillarys Einstellung zu Putin sollte auch aufhorchen lassen! Denn sollte es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung zwischen USA und RUS kommen (Hillary hat dies ja schon des öfteren angetönt, dass sie eine ganz harte tour gegen Putin fahren will) und China wird da evtl. auch noch kräftig mit mischen, dann könnte es durchaus so kommen, dass Japan von den Amerikanern verheizt wird (kennen wir ja schon) und das sollte den Japanern durchaus auch zu denken geben. Gut, eigentlich sollten sich die Japaner schon lange von ihren amerikanischen „Freunden“ trenne, dann klappt es auch besser mit ihren nächsten Nachbarn….aber man weiss ja mittlerweile was dann geschieht, sollte man Anstrengungen unternehmen sich zu Emanzipieren.

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