BlogNeu! Kommunale Durchsagen in Japan jetzt auch auf Deutsch!

Neu! Kommunale Durchsagen in Japan jetzt auch auf Deutsch!

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Manchmal fehlt es wirklich an echten Nachrichten. Da müssen dann eben eher unbedeutendere Nachrichten herhalten. So geschehen am Mittwoch: Im vergangenen Monat gab es angeblich eine Schlägerei in einem Hotel in Sendai. Bei selbiger soll ein nach eigenen Angaben als Student in Japan weilender 25-jähriger Deutscher (mit einem ex-jugoslawisch anmutendem Namen) zwei Hotelangestellte verletzt haben. Am Mittwoch dieser Woche machte sich der Mann dann während der Vernehmung auf der Polizeiwache in einem unbemerkten Augenblick aus dem Staub. Und zwar ohne Schuhe und mit sehr leichter Kleidung. Medien zufolge bat er auf seiner Flucht Passanten mit brüchigem Japanisch nach Kleidung.
Rund 24 Stunden später gab es wohl Hinweise aus der Bevölkerung in Shichi-ga-hama unweit von Sendai. Nachdem es immer wahrscheinlicher wurde, dass der Flüchtige sich dort versteckt hält, holte man eine Dolmetscherin heran und forderte den Mann über die Lautsprecher des Ortes auf Deutsch auf, sich zu stellen. Und das tat er dann auch. In den Nachrichten sah das ganze so aus (ab 0:55 hört man einen Teil des Aufrufes: „Ihre Sicherheit ist garantiert…“):

Das Gesicht des Verdächtigen flimmerte nur wenige Stunden nach seiner Flucht auf allen Fernsehkanälen – die Aktion war eines der Hauptthemen des Tages. Das wirft freilich Fragen auf, zum Beispiel wie der gute Mann gedachte, sich mit seiner Körpergrösse (wohl 1.85 gross) und nur rudimentären Japanischkenntnissen vor der Polizei zu verstecken. Und wie lange war der Mann auf der Wache bevor die Flucht gelang? Und wie kann es überhaupt möglich sein, dass ein Verdächtiger während einer Vernehmung mal eben so aus der Polizeiwache fliehen kann? Und zu guter letzt: Ist das wirklich eine so sensationelle Meldung? Was wäre, wenn ein Japaner das gleiche getan hätte?
Nun gut. Wahrscheinlich besser, dass es er so schnell gefasst wurde, denn genauso wie für viele Nichtasiaten Asiaten alle gleich aussehen, sehen für viele Japaner Europäer und Amerikaner alle gleich aus. Sprich, wenn jemand vom gleichen Stamm steckbrieflich gesucht wird, erntet man mit etwas Pech auch als Unbeteiligter mehr Aufmerksamkeitt als erwünscht.

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tabibitohttps://www.tabibito.de/japan/
Tabibito (旅人・たびびと) ist japanisch und steht für "Reisender". Dahinter versteckt sich Matthias Reich - ein notorischer Reisender, der verschiedene Gegenden seine Heimat nennt. Der Reisende ist seit 1996 hin und wieder und seit 2005 permanent in Japan, wo er noch immer wohnt. Wer mehr von und über Tabibito lesen möchte, dem sei Tabibitos Japan-Blog empfohlen.

7 Kommentare

  1. Ich les da „Studentenwerk Augsburg“ im Hintergrund. Oha!
    Ja, die Nachrichten hab ich natürlich auch mitbekommen.
    Wundert mich nicht, dass das so aufgebauscht wird. Ist doch mal was „besonderes“, wenn es um einen „weißen Ausländer“ geht. Sowas hat man ja nicht alle Tage…
    Und manche Japaner haben dann sicher wieder was, worüber sie sich aufregen können.

  2. Danke für das schlechte Bild, daß du im Namen Deutschlands abgegeben hast, du Mistvogel.
    Entschuldigung, das musste ich mir von der Seele schreiben. :-)

  3. Immerhin hatte der junge Mann Zukunftsaengste. Da flieht man schon einmal vor der Polizei… und verpruegelt Hotelangestellte weil man den RAMEN-KOSTENLOS-TAG verpasst (was da wirklich dran ist frage ich mich immernoch…)
    Traurige Geschichte. Aber am meisten verwundert mich immernoch, dass die Sueddeutsche oder aehnliche Zeitungen in Deutschland das ganze anscheinend noch nicht aufgegriffen haben.

  4. Nun ja, immerhin hatte die Polizei so mal was anderes zu tun als alte Omas auf ihren Mamachari zu kontrollieren. Der Idiot soll froh sein, das ihm das ganze hier in Japan passiert ist und nicht in den USA (zum Beispiel….).

  5. Irgendwie scheint es ja immer wieder solche schrägen Zwischenfälle zu geben. Hier unten in Fukuoka gab auch vor Jahren einen ähnlichen Vorfall.
    Ein amerikanischer Schüler einer Japanisch-Schule beschloß eines Abends, er müsse nach Amerika zurück und zwar sofort. Er setzte sich in ein Taxi und teilte dem Fahrer mit, er solle nach Amerika fahren. Der arme Taxifahrer wusste sich nicht zu helfen und kurvte wohl recht unentschlossen durch die Stadt. Der Schüler verlor die Geduld und, da er sich wohl auf Japanisch nicht so recht artikulieren konnte, beschloß das Taxi selber zu fahren.
    Er zerrt also den armen Fahrer aus seinem Taxi, verpasst dem einen ordentlich Schlag, schnappt sich dessen Mütze und klaut das Taxi. Na einer wirren Fahrt durch die Stadt wurde er dann von der Polizei gestoppt. Als Konsequenz wurde er des Landes verwiesen.
    Die Schule gehört einem guten Bekannten von mir, der durch diesen Vorfall eine Menge Ärger am Hals hatte. Unter anderem wurde er mit dem bekannten Lastwagen voller leerer Kartons bedroht. Nun ja, er hatte Glück und konnte wenigstens dies abwenden.
    Was dem jungen Mann durch den Kopf ging, als er das Taxi stahl, weiß bis heute keiner.

  6. Jaja, der Herr …..witsch. Hat er doch reichlich publicity erhalten. Ausfuehrlichste Berichte im Fernseh, „headlines“ selbst in den „inaka-Zeitungen“. Aber es wuerde mich schon auch mal interessieren, wie und wo und was. Denn mal so eben aus einer Poilzeiwache abhauen …??? Und wie lange war er schon eingebuchtet? Hat sich die deutsche Botschaft um ihn gekuemmert? Und was die Uebersetzerin angeht – naja, ich habe auch schon schlechteres Deutsch gehoert.

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