Shkodër

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    Allgemeines

    Name

    Lage von Shkoder
    Lage von Shkoder

    Shkodër. Wie bei den meisten anderen albanischen Ortsnamen auch, gibt es hier noch eine Variante: Shkodra. Das „ë“ wird nur sehr schwach gesprochen. Der alte italienische Name der Stadt Scutari (auch: Skutari) ist ebenfalls sehr bekannt. Auf jugoslawischen bzw. serbischen/montenegrinischen Karten findet man den Ort oft unter dem Namen Skadar. In osmanischen Zeiten hiess Shkodra Iskenderiye. Shkodra ist auch Namensgeber des grossen Sees im Norden.

    Lage

    Shkodra liegt gute 100 km nördlich von Tirana in einer fruchtbaren Ebene nahe des Südostufers des Liqeni e Shkodrës (Skutari-Sees). Die beiden wichtigen Flüsse Drin und Buna fliessen nahe der Stadt zusammen (allerdings erst seit 1858), bevor sie nicht weit von Shkodra in die Adria münden. Die Grenze zu Montenegro ist im Westen nur gute 20 km entfernt. Unweit von Shkodra im Osten beginnen die beeindruckenden Tarabosh-Berge.

    Einwohner

    Rund 90’000 – Tendenz stark steigend. Der gleichnamige Distrikt Rrethi i Shkodrës, welcher den ganzen Nordwesten Albaniens einnimmt, hat gut eine viertel Million Eiwohner.

    Stadtbild

    Shkodra ist eine ziemlich chaotische Stadt geworden, was an der rapiden Entwicklung während der letzten Jahre liegen mag. Leider konnte ich nirgendwo einen Stadtplan auftreiben – deshalb fehlen die konkreten Namen. Der zentrale Platz mit Denkmal, restaurierter Moschee, hässlichen Hotel, Oper und ein bisschen Grün drumherum ist jedoch schnell zu finden. Um es vorwegzunehmen – die Stadtviertel, die ein bisschen vom alten Charme zeigen, beginnen nördlich des Platzes hinter der Moschee.

    Vom zentralen Platz geht die kerzengerade Hauptstrasse ab und führt rund 2 km südwestlich direkt zur Festung Rozafa. Entlang der Hauptstrasse gibt es zahllose Cafés und Geschäfte. Der Scutari-See (Shkodra-See) ist ein paar wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Viele Busse und Minibusse fahren vom zentralen Platz ab.

    Geschichte

    Der zentrale Platz mit Moschee und Uhrenturm
    Der zentrale Platz mit Moschee und Uhrenturm

    Jene wurde bereits von den Illyrern gegründet. Damals hiess der Ort Scodra und wurde sogar Hauptstadt des Illyrischen Königreiches. Allerdings wurde Scodra, wie auch der Rest des Adriaraums, im 2. Jhd. v.u.Z. von den Römern vereinnahmt. Dank der günstigen Lage wuchs und gedieh die Stadt allerdings schnell weiter. Im 11. Jhd. wurde Shkodra von den Serben und 1396 sogar von Venetien eingenommen. Im 15. Jahrhundert, nach zahlreichen gescheiterten Versuchen, eroberten die Osmanen schliesslich die Stadt und zerstörten sie. Ab dem 17. Jahrhundert ging es wieder aufwärts – die nun Iskenderiye genannte Stadt wurde Hauptstadt einer grossen osmanischen Provinz und gewann somit überregionale Bedeutung. Einige Länder eröffneten hier sogar seit dem 18. Jahrhundert Konsulate. Zudem wurde Shkodra ein wichtiges Zentrum albanischer Kultur und des Widerstandes. Schwere Erdbeben im 19. Jahrhundert zwangen jedoch die Einwohner, das Stadtzentrum zur heutigen Position zu bewegen.

    1913 nahmen montenegrinische Truppen die Stadt ein und zerstörten unter anderem den Basar. Bald folgten die Habsburger. Seit 1920 schliesslich gehörte Shkodra endgültig zu Albanien. Bald setzte die Industrialisierung ein. Die Stadt blieb ein wichtiges kulturelles, wirtschaftliches und politisches Zentrum Albaniens, auch wenn die Regierung nach Tiranë zog. Zudem wurde Shkodra zum Sitz des Erzbischofs.

    Zu Enver Hoxhas Zeiten schritt die Industrialisierung weiter voran. 1990 und 1991 kam es zu blutigen Zusammenstössen mit der Polizei. Mit der Wirtschaft ging es seit der Demokratisierung bergab – ganz offensichtlich ist die Stadt bitterarm. Die Entwicklung scheint planlos zu verlaufen – zudem hat die Stadt eine enorm hohe Zuwanderungsrate. Die Nähe zum definitiv reicheren Nachbarn Montenegro scheint keinen grossen Einfluss auf die Stadt zu haben. Zeichen des Aufschwungs – neue Hotels, Cafés usw – sind allerdings durchaus vorhanden.

    Anreise

    Die Verkehrsanbindung ist relativ gut. Der Bahnhof liegt etwas abseits des Zentrums. Von dort fahren täglich zwei Züge nach Tiranë (um 06:15 und 09:56) – die brauchen allerdings für die gut 110 km auch sagenhafte 6 Stunden. Es gibt dann zwar noch eine Trasse nach Montenegro, aber die wird nur für den Güterverkehr benutzt.

    Es gibt zahlreiche Busse, meist Minibusse, nach Tiranë – dauert weniger als zweiStunden und kostet 300 Leke (rd. 2.5 €). Des weiteren gibt es gelegentlich Busse nach Kukës im Osten und weiter bis nach Prizren im Kosovo.

    Es gibt zwei Möglichkeiten, nach Montenegro zu kommen: Mit demMinibus (nur zwei am Tag, fahren vor dem Hotel Rozafa ab, 15 und 17 Uhr, Fahrpreis € 5) über den Übergang bei Muriqan nach Ulcinj odermit dem Minibus gen Podgorica über den grossen Übergang bei Han i Hotit. Wer Pech hat, muss ein Taxi nehmen – ich hatte keine andere Wahl und musste 20 Euro für die Fahrt nach Ulcinj bezahlen.

    Sehenswertes

    Shkodra ist ganz anders als zum Beispiel die Hauptstadt – und wohl auch anders als all die anderen albanischen Städte. In vielerlei Hinsicht. Zum einen ist da viel Schmutz und viel Armut, zum anderen schimmert hier und da der alte Glanz durch – trotz der wechselvollen Geschichte konnte einiges davon bewahrt werden. Am schönsten ist der Strassenzug Dugajet e reja, der vom zentralen Platz gegenüber vom Hotel Rozafa rechts an der Moschee vorbei gen Nordwesten führt: Oft cremefarbene, zweigeschossige Bauten mit einem reichlich illustrierten Obergeschoss säumen die Strasse. Linkerhand und etwas versteckt findet man eine scheinbar gerade erst restaurierte Kirche.

    Etwas ist vom alten Glanz noch geblieben
    Etwas ist vom alten Glanz noch geblieben

    Allerdings: Je weiter man sich vom Zentrum wegbegibt, um so mehr mehren sich die völlig zerfallenen Häuser. Die Wohnviertel, die sich daran anschliessen, sehen schlichtweg erbärmlich aus – hier ist auf jeden Fall kein Fortschritt zu spüren. Es dürfte nur sehr wenige Viertel in Europa geben, die damit konkurrieren können.

    Man merkt schnell, dass Shkoder ärmer ist
    Man merkt schnell, dass Shkoder ärmer ist

    Shkodra ist das spirituelle Zentrum der albanischen Christen, doch dominiert wird das Zentrum eindeutig von der offensichtlich erst vor kurzem restaurierten Moschee Xhamia e re (bin nicht sicher, ob der Name stimmt) direkt am zentralen Platz. Direkt daneben steht ein sehr alter Uhrenturm, genannt Sahati i Inglizit, an dem allerdings die Uhr fehlt. Ausserdem findet man am gleichen Platz auch das Migjeni-Theater. Des weiteren gibt es auch noch diverse Museen, ein Jesuitenkolleg und einiges mehr zu entdecken.

    Shkoder: Die restaurierte Moschee im Morgengrauen
    Shkoder: Die restaurierte Moschee im Morgengrauen

    Shkodra ist definitiv einen Abstecher wert – nicht nur wegen der Festung Rozafa, sondern auch wegen der Stadt selbst. Ein Kleinod, dass hoffentlich bald aus der wirtschaftlichen Misere herausfindet.

    Umgebung

    Ein echtes Highlight ist auf jeden Fall die auf einem Felsenhügel thronende Kalaja e Rozafës
    (Festung Rozafa)
    rund 2 km südwestlich des Zentrums und von letzterem gut sichtbar. Sie markiert zugleich das alte, ursprüngliche Zentrum von Shkodra. Der Grundstein wurde wohl im 3. Jhd. v.u.Z. von den Illyrern gelegt – später entwickelte sich die Stadt nebst Basar am Burghügel. Die Feste spielte weit mehr als 2000 Jahre lang eine regional wie überregional sehr wichtige Rolle. Erst 1913 gaben die vor den Montenegrinern flüchtenden Türken die militärische Nutzung der Festung auf. Leider wurde der Grossteil anschliessend geschliffen.

    Um Rozafa ranken sich zahlreiche Legenden – so die einer Frau, die lebendig eingemauert wurde, aber vorher darum bat, dass eine ihrer Brüste freibleibt, damit sich ihr Säugling weiterhin daran laben mag. Davon kündet auch eine Plastik. Der Eintritt durch das fast intakte Tor kostet 200 Leke. Die Aussenmauern sind fast vollständig erhalten, aber von den Bauten im Burghof stehen oft nur die Fundamente. Das, was noch steht, wird scheinbar von jedem zweiten Besucher als Lokus benutzt – wer seine neugierige Nase in eine der dunklen Zellen steckt, wird schnell verstehen, was ich meine. Man findet in einem der wenigen intakten Gebäude eine kleine Ausstellung zur Geschichte (kostet 50 Leke) sowie nebenan ein Café.

    Der Ausblick von der weiträumigen Anlage ist überwältigend – das Geflecht der Flüsse Drin, Buna und Kir nebst Auen, der Shkodra (Scutari-)See, die Berge im Norden und Westen sowie die gesamte Stadt bieten ein beeindruckendes Panorama. Einen Besuch der Festung sollte man als Shkodra-Besucher auf gar keinen Fall verpassen.

    Blick auf die Stadt von der grossartigen Rozafa-Festung
    Blick auf die Stadt von der grossartigen Rozafa-Festung

    Übernachtung

    Das auffälligste und zugleich hässlichste Hotel vor Ort steht direkt am zentralen Platz. Das Attribut „hässlich“ reicht aus, um es zu finden. Das Hotel Rozafa ist sehr gross, aber einige Etagen wurden gesperrt. Die Zimmer sind besser, als man von aussen vermuten mag. Nach einem der Zimmer in den höheren Etagen fragen – der Ausblick lohnt sich, und die Zimmer haben Balkons. Ein normales Zimmer mit Bad und WC im Flur (aber Waschbecken im Zimmer) kostet gerade mal 700 Leke (rd. 6 Euro) pro Nacht. An der Rezeption spricht man ein bisschen Englisch. Im Hotel gibt es auch ein Café und ein Restaurant – das letztere schliesst aber ziemlich früh.

    In der näheren Umgebung findet man zwei Biergärten bzw. Open-Air-Restaurants der für albanische Verhältnisse gehobeneren Preisklasse. Ansonsten werden gegen 22 Uhr in der Stadt die Bürgersteige hochgeklappt – selbst am Samstag.

    WWW

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